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schwer zu fassenden Thema Desktop-Software zugewandt, bevor sie schließlich das Massenphänomen Computerspiel für sich entdeckten. Die Entdeckung dieses lebensweltlichen Themas in der digitalen Kunst hat also ihre Zeit gebraucht, obwohl sich Computerspiele zu diesem Zeitpunkt bereits seit fast vierzig Jahren als Gegenstand künstlerischer Modifikationen angeboten hätten. Wer als Künstler mit Computerspielen arbeitet, verhandelt ein Sujet, das ein inzwischen nicht mehr wegzudenkender Teil von Pop-Kultur ist, auch wenn es – wenigstens in Deutschland – gesellschaftlich marginalisiert ist. Diese Marginalisierung steht freilich in keinem Verhältnis zur kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung von Computerspielen. Mit Games werden allein in den USA jährlich 2,5 Milliarden Dollar verdient. Sie sind Teil der medialen Sozialisationen der meisten Jugendlichen in den westlichen Industriestaaten und zugleich eine der wichtigsten Motivationen, immer schnellere und leistungsfähigere Computer zu bauen. Die künstlerischen Experimente mit Computerspielen beziehen sich nicht nur auf Code, sondern neben diesem ganzen kulturellen und wirtschaftlichen

 

Komplex auch auf eine gewachsene Sozialkultur, die sich um Computerspiele gebildet hat. Kunst, die sich mit Computerspielen beschäftigt, hat daher auch schnell die Grenzen gesprengt, in denen sich der größte Teil von Netz- und Software-Kunst bewegt. Gleichzeitig hat die Kunst mit den Games ein Sujet gefunden, mit dem sie strukturell viel gemeinsam hat. Der holländische Historiker John Huizinga hat in seinem bekannten Essay „Homo Ludens« überzeugend dargestellt, dass das scheinbar so regressive Spiel in Wirklichkeit der Ursprung menschlicher Kultur ist und damit auch der bildenden Kunst. Huizingas Anmerkungen zur zeitgenössischen Kunst seiner Zeit bleiben zwar eher an der Oberfläche [29], doch viele der Elemente, die er für das Spiel als elementar beschreibt, gelten auch für die Kunst: ihre scheinbare Sinn- und Zwecklosigkeit, ihre Position jenseits des Alltagslebens, ihr ›ewiges Kindsein‹. Auch wenn zahlreiche Künstler des 20. Jahrhunderts Elemente des Spiels in ihre Arbeiten integriert haben, sind es erst Arbeiten wie die oben beschriebenen, in denen Kunst und Spiel in dieser sich gegenseitig ergänzenden Form zusammen kommen.