Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser. |
Zwischen Erforschung und Wegstrecke konfrontiert der kartographische Blick permanent das Abstrakte und das Reale, den Ort und die Delokalisierung. Das belegen zahlreiche Experimente von Kartographenkünstlern, die ich in Der kartographische Blick [3] analysiert habe und bei denen das Bild tatsächlich »ein Diagramm der Idee« (Duchamp) ist. Gewiss, die Karte bei Vermeer und El Greco (»Ansicht und Plan von Toledo«, 1614) war zunächst eine Allegorie der Malerei, eine Art von optischem Bild, das sich vom Perspektivbild unterschied und das Mikroformen in einer »Kunst als Beschreibung« einfängt, wie Svetlana Alpers gezeigt hat. [4] Ein aufmerksames Auge, das winzige Dinge bemerkt und die Welt auf der Oberfläche einschreibt, sodass ein wahrhaftes Barock der Oberfläche geschaffen wird. Aber mit der Moderne des 20. Jahrhunderts verliert die Karte durch ihre vielfältigen Verwendungen ihre allegorische Kraft. Das tautologische Auge von Jasper Johns (»Map«, 1961) verwandelte die Karte der Vereinigten Staaten in ein Gemälde, und zwar dank seiner Ausdehnung, seiner vielschichtigen Oberfläche und seiner nicht-formalistischen Flächigkeit. Aber auch das entropische Auge von Robert Smithson, das bei
seiner Land Art oder bei seiner Arbeit »Map of Broken Glass« (1969) ständig das Sehen mit dem Nicht-Sehen konfrontiert. Denn die Karte »ist eine Serie von Erhebungen und Einbrüchen, eine Schicht von instabilen Fragmenten« (Robert Smithson). Solche schwindelerregenden Karten sind in der Tat Transformationsschichten und Gestaltungen von »Sedimentationen des Geistes«, die ins Nichts eintauchen wie die Architektur der 30er Jahre in New York mit ihren ausufernden Formen. Die Welt ist gekrümmt wie all die ins Unendliche gehenden Spiralen, die Smithson so begeistert haben (Vgl. »Spiral Jetty«, 1970). Es gab somit eine Erweiterung des kartographischen Bereichs der Kunst. Denn durch eine subtile Alchimie verwandelt sie den Raum in Zeit, in eine nicht chronologische »Konstellation der Zeit«. Eine Zeit des benjaminschen Eingedenkens, bei dem die Vergangenheit ein Dokument für eine Verschiebung von Schichten und Abdrücken ist. Die Tierhäute mit Weltkarten von Parmiggiani oder Pistoletto [5] , die kunstvoll geknüpften Afghanistan-Karten von Alighiero Boetti mit vielen Flüssen und Formen von allen fiktiven Pantheons (vgl. auch den Werkzyklus »Atlas« von