Sven Bauer
Sven Bauer übersetzte mit seinem Projekt »
Fünf Räume«
[22] (2003) die Aufgabenstellung der seriellen Komponisten in die bildnerische Darstellung: die Befreiung der Form vom Künstler. Er begreift seine künstlerische Arbeit als Forschung. Geradezu didaktisch bereitet Bauer seine Untersuchungsergebnisse auf. Analog zur Herangehensweise der seriellen Komponisten isolierte er fünf Gestaltungsparameter (Farbe, Substanz, Position, Neigung und Abstraktion) und unterwarf die Form dem an die Astronomie angelehnten so genannten Attraktorenprinzip. In jedem der fünf Räume werden den drei Attraktoren, die um die dreidimensionale Form (der Würfel als Ausgangsform) rotieren, gestalterische Einflussmöglichkeiten auf die Form zugewiesen. Den insgesamt 15 Attraktoren (drei pro Raum) sind stufenlos steuerbare Freiheitsgrade zugeordnet. So können sie plötzlich ihre Bewegung ändern und damit den Einflussradius auf das Objekt partiell verlagern , langsamer in ihrer Bewegung werden oder ganz stehen bleiben. Dadurch gelingt es Bauer, Versuchsanordnungen für sowohl detaillierte Einstellungen durchzuführen als auch zufallsgesteuerte Aspekte der Gestaltung zuzulassen und beide
miteinander zu kombinieren. Die jeweiligen Gestaltungsparameter werden auf eine zweidimensionale Grafik übertragen, die dann das Zusammenspiel aller Attraktoren endlos und in den vorgegebenen Rahmenbedingungen veränderbar widerspiegelt. Im Gegensatz zu den eben vorgestellten anwendungsbezogenen Beispielen rückt für eine kleinere Anzahl von Künstlern die Beschäftigung mit den Regeln bzw. Instruktionen in das Zentrum ihrer künstlerischen Tätigkeit [Software Art][23]. Hierbei werden nicht mehr artfremde Systeme bzw. Regeln auf die Kunst angewendet, um die Form vom Individuum zu befreien, sondern es wird angestrebt, das Regelsystem selbst als Kunstwerk zu definieren.
Socialfiction.org
»
dot-walk«
[24] von
socialfiction.org erhebt die Reglementierungen zum Kunstwerk, in dem Handlungsanweisungen für einen Spaziergang durch eine Stadt vorgegeben werden. Diese Vorgabe entspricht einem Algorithmus und lässt sich auf ein einfaches Computerprogramm zurückführen: //Classic.walk Repeat [ 1 st street left 2 nd street right 2 nd street left ] Das pchychogeografische Projekt »dot.walk« liefert eine Handlungsanweisung (Software)