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anderen Kulturkreis: Das kann ich nicht mal nach oberflächlichen Kriterien einordnen – die Kleidung ist mir völlig fremd, es stehen keine Autos herum, ich versteh die Schriftzeichen nicht. Man muss sehr vorsichtig mit solchen Zuweisungen sein. Vielleicht kann ich etwas behaupten, wenn ich noch 50 000 Bilder gesehen habe, keine Ahnung. In meinen Skizzen ist der Zeitfaktor, also das Gebundensein an eine Herkunfts- oder Entstehungszeit, allerdings oft präsent. Das finde ich sehr gut. Geschichte ist immer die Einschreibung von ausgewählten Dingen, die in einer Zeit passieren. Diese Einschreibung geschieht meistens aus zweierlei Gründen: einmal, um Geld zu verdienen, oder irgendwelche machtpolitischen Interessen liegen zu Grunde. Das heißt, dass Geschichte nie auf einem Level von Banalität eingeschrieben wird. Wenn jetzt irgendwelche Leute Zeitforschung beispielsweise über die 70er Jahre betreiben, nehmen sie den »Stern« zur Hand oder sehen sich Filme aus der Zeit an und greifen das heraus, was anhand von diesen Produktionen recherchierbar ist. Und sie glauben wirklich, auf diese Weise Erkenntnisse zu bekommen, wie es in der Zeit ausgesehen hat. Jemand, der damals mit offenen Augen

 

herum gelaufen ist, schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, weil das ja meistens hinten und vorne nicht passt. Diesen Weg halte ich für sehr fragwürdig. Angenommen, der Grossteil des Lebens auf diesem Planeten wird durch friedliche und stumpfe Banalität ausgemacht, dann ist das geschichtlich ziemlich unterrepräsentiert. Aber möglicherweise steckt ja ein Teil davon in diesen Tonnen völlig banal geknipster Fotos. 2002 wurden in Deutschland 5,3 Milliarden Papierabzüge produziert, das sind ungefähr 168 Bilder pro Sekunde, Tag und Nacht. Das war, bevor der Markt umkippte und mehr digitale Amateurkameras als analoge verkauft wurden. Wenn man jetzt hochrechnet, was heute jede Sekunde, jeden Atemzug an Fotos produziert wird, ist das ziemlich wahnsinnig. Ich bin kein Kulturhistoriker oder Wissenschaftler, der versucht diese Amateurfotografie zu subsumieren oder in eine Arbeit zu überführen. Aber ich denke mir dann: Irgendwas muss doch darin stecken! Millionen von Leuten können doch nicht irren! Irgendwas ist doch da dran! Sicherlich gibt es auf der einen Seite die Enttäuschung, dass ein Bild nicht das darstellt, was auf der anderen Seite der Kamera passiert ist – aber

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