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technische Ablösung durch digitale Konstruktionsformen visueller Informationen andererseits. [6] Denn ihr eigentlicher Einsatz beginnt entweder erst nach der Digitalisierung eines wie auch immer gearteten Bildmaterials oder kommt auch gänzlich ohne solche Vorlagen aus. Während zur Technik der herkömmlichen Fotografie das Objekt vor der Kamera unverzichtbar dazugehörte, dient das fotografische Abbild im Prozess des digitalen Bildherstellens höchstens noch als Lieferant von Ausgangsmaterialien. Post-fotografisches Arbeiten ist insofern am ehesten als eine Bildrhetorik zu bezeichnen, die mittels bestimmter Software am Computer im extremsten Fall solche Bilder entwerfen kann, die optisch nicht mehr von einer Fotografie zu unterscheiden sind. Sie entstehen zwar auf technisch vollkommen andere Weise als eine Fotografie, folgen jedoch (manchmal überexakt) unseren Wahrnehmungskonventionen.
In der digitalen Nachbearbeitung, die noch als Form der Retusche vorstellbar ist, werden Verfahren der Collage und Montage wichtig, wenn durch Additions- und Subtraktionsverfahren Teile einer Fotografie
entfernt oder hinzugefügt sind – oder das Bild durch diesen Prozess überhaupt erst entworfen wird. Das elektronisch arrangierte Kompositbild lässt sich nach den Montagetechniken in Malerei und Fotografie als eine ›Montage dritten Grades‹ bezeichnen, in der die Ausgangsmaterialien, ähnlich wie in einer Papier- oder Fotocollage, ihren autonomen Status verlieren und in der Kombination mit anderen zum Teil eines neuen Bildes werden. Auch in seiner dritten Art bleibt das Prinzip der Montage eine zweidimensionale Technik der Oberfläche, die ursprungslos in gleich bleibender Qualität Bilder produzieren kann, weil sie nicht mehr von etwas Visuellem abhängt, sondern auf einer veränderbaren Rechenstruktur basiert. Das neu entstandene fotografisch anmutende Bild ist dann nicht mehr die Abbildung eines Gegenstandes, sondern simuliert lediglich die Repräsentation eines solchen. Die Simulation bezeichnet hier insofern einen Nachahmungsvorgang, der eine analoge Fotografie vortäuscht und damit unseren an Fotografie und Kinematografie geschulten Sehgewohnheiten folgt.
Die Rezeption dieser digitalen Konstruktionen hängt vom Wissen über ihren Herstellungsweg ab: erst die