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Ausrichtung ist partizipatorisch, das heißt Fotografieren soll als eine soziale Aktivität profiliert werden, bei der nicht das Gelungensein eines einzelnen Bildes von Interesse ist, sondern die Teilnahme an einem nicht-elitären, aber gleichwohl im weitesten Sinne künstlerisch verstandenen ›Projekt‹ entscheidend ist. [12] Die Konventionen des ›guten Bildes‹, die noch in den Amateurbereich ausstreuen, werden durch die programmatisch-ironische Vorschrift, nur einen einzigen, simplen Kameratypen zu benutzen, unterlaufen sowie durch die »Ten Golden Rules«, deren Befolgung helfen soll, sich wieder in den Zustand fotografischer Naivität zu versetzen. Lomographie ist Fotografie mit einer »Lomo Kompakt Auto«, einer – so die eigens fabrizierte Firmengeschichte – analogen russischen Spionagekamera, die auf Reisen durch die geöffneten Grenzen nach Osteuropa 1991 einigen Wiener Studenten in die Hände gefallen sein soll. Die Einfachheit der Kamera bei dennoch herausragender Optik und ihre Herkunft aus dem nostalgisch anmutenden ehemaligen Ostblock garantiert an sich schon einen Low-Tech-Charme. Die Möglichkeit einer

 

preiswerten, unkomplizierten – als demokratisch verstandenen – Bildproduktion begründet die Lomographische Gesellschaft Wien, die einen Import der Kameras besorgt und in einer Mischung von Club und Mission beginnt »spreading the message of LOMOGRAPHY throughout the globe«. [13] Die Botschaft von Lomographie, die auch über sich neu formierende Lomographic Embassies in die Welt geschickt wird, ist durch 10 Regeln bestimmt. In deren Mittelpunkt steht die Aufforderung, das Fotografieren zum Teil des Lebens zu machen und ständig, Tag und Nacht, Bilder zu produzieren. Die Kompositionsregel lautet, alles dem Zufall zu überlassen, bestenfalls gar nicht durch den Sucher zu schauen. Nicht ein Augenblick ist entscheidend oder richtig oder festhaltenswert, sondern jeder.

Die Abkehr, ja das Verbot ästhetischer Erwägungen erinnert an das 1995 von den Filmregisseuren Lars von Trier und Thomas Vinterberg verfasste Dogma 95, indem ebenfalls in 10 Punkten der Gebrauch einer 35 mm-Handkamera, ausschließlich Aufnahmen an Originalschauplätzen und O-Ton vorgeschrieben waren. Mit diesem »Schwur der Reinheit« wurde versucht,

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