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die individuellen Züge zum Verschwinden und die den überblendeten Porträts gemeinsamen Merkmale zur Erscheinung bringen sollte. So sollte das ›Typische‹ des Verbrechers, aber auch verschiedener ›Rassen‹ sichtbar gemacht werden. Bei Bertillon geht es also um die eindeutige Identifizierung einer Person, bei Galton hingegen um die Typisierung, die ermöglichen soll, Verbrecher nach physiognomischen Merkmalen am besten schon im Vorfeld zu erkennen. Sekula summiert: »Bertillon versuchte, das Foto in das Archiv einzubinden. Galton versuchte das Archiv in das Foto einzubinden.« Diese beiden Pole prägen – so die These Sekulas – den Umgang mit dem Archiv, welches auch jenseits des im engeren Sinne polizeilichen Zweckes bald »zur dominanten institutionellen Grundlage fotografischen Bedeutens« [31] wurde.

Walker Evans’ »Dialog mit den empirischen Methoden der Kriminalpolizei«

Am Ende von »The Body and the Archive« stellt Sekula die Frage in »welchem Maß […] die selbstbezügliche Praxis der Moderne sich dem Archiv angepaßt« [32] habe. Er deutet einige diesbezügliche

 

Möglichkeiten an, von denen ihm als komplizierteste und intellektuell anspruchsvollste Reaktion auf das Archivmodell die Arbeit von Walker Evans gilt. Als Beispiel nennt Sekula die Strategie der »poetische[n] Struktur der Sequenz«, die Evans in seinem Buch »American Photographs« (1938) angewendet habe. [33] Am Rande erwähnt Sekula auch Evans UBahn- Fotos aus den späten 1930er und 1940er Jahren, die er als »Zeugnisse eines komplexen Dialogs mit den empirischen Methoden der Kriminalpolizei« [34] bezeichnet. Damit bezieht er sich wahrscheinlich auf Porträts von Menschen in der New Yorker Subway, die Evans zwischen 1938 und 1941 mit versteckter Kamera aufnahm und die erst 1966 unter dem Titel »Many are Called« erschienen. [35] Durch diese Betonung des automatischen Charakters des fotografischen Bildes wird auf die Überwachungstechniken der Polizei und anderer Staatsapparate (wie zum Beispiel des Militärs) verwiesen, bei denen es nicht um ein irgendwie durch einen Auteur ›ästhetisch‹ gestaltetes Bild, sondern um die gegebenenfalls automatische Abtastung einer Gegebenheit durch möglichst vollständige Aufnahme geht – wiewohl Evans durch die Zuschneidung und

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