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Atlas (Richter, Gerhard)Zeitungsfotos (Ruff, Thomas), 1981
 
 
 

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erlauben eine »narrative Stabilisierung durch Selbstvergewisserung«. [39] Durch isoliertes oder gemeinsames Bei-sich-führen oder Betrachten (ausgewählter) Fotos beziehungsweise von Fotosequenzen in ritualisierten Praktiken können bestimmte historische Genealogien und damit implizierte Zuschreibungen der eigenen gesellschaftlichen Position performativ stets von neuem hergestellt werden (siehe den Beitrag von Kathrin Peters. Sofortbilder].

Gerhard Richters »Atlas«

Eine wichtige künstlerische Strategie, die vom familiären, privaten Fotoarchiv ausgeht, um die »herrschenden sozialen Verwendungsweisen der Fotografie und ihre möglichen künstlerischen Funktionsweisen« [40] kritisch zu reflektieren, kann man in Gerhard Richters »Atlas« finden. [41] Familienfotos treffen hier auf Zeitungsfotos (die auch Thomas Ruff in einer Arbeit untersucht hat) oder auf Bilder der Werbung. Richter untersucht also gerade die Interferenz verschiedener Fotoarchive. Zwar sammelten Künstler schon immer Bilder und andere

 

Materialien, die ihnen als Vorlage und Anregung dienen konnten, doch bei Richter (der sie auch als Vorlage nutzt) wird dieses heterogene Repertoire schließlich selbst zur künstlerischen Arbeit – 1997 zog die Ausstellung dieses (u. a. schon 1976 in Krefeld, 1989 in München oder 1990 in Köln gezeigten) Repertoires auf der Dokumenta IX erneut viel Aufmerksamkeit auf sich. In dieser monumentalen Sammlung fotografischer Bilder, mit der Richter 1962 nach seiner Flucht aus der DDR begann, analysiert er – so Buchloh – die Fotografie »als eines der Werkzeuge zur gesellschaftlichen Einschreibung von Anomie, Amnesie und Verdrängung« [42] . Die Bilder sind auf rund 600 Tafeln, größtenteils nach dem – für die Arbeit am Archiv offenbar konstitutivem – »Darstellungssystem des rechteckigen Rasters« [43] angeordnet.

Die ersten Tafeln (Tafel 1-4, Albumfotos 1962–66, siehe Atlas. Tafel 2) enthalten Familienfotos, die auf Richters gerade zurückgelassene Vergangenheit in der DDR verweisen. Dieser Rekurs dient Richter als Ausgangspunkt für die Reflexion über die Beziehung zwischen Fotografie und historischem Gedächtnis (Buchloh unterscheidet diesbezüglich Richters Ansatz

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