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o.T. (Ruttmann, Walter), 1918Lichtspiel Opus I (Ruttmann, Walter), 1921
 
 
 

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Walter Ruttmann. Er beginnt wie die meisten als Maler, doch 1918 malt er sein »o.T. (Letztes Bild)«.

Seine Visionen für eine Kunst jenseits der Malerei sind so weitreichend und konkret, dass es sich lohnt, sie ausführlicher zu zitieren. Ruttmann schreibt über das »Tempo unserer Zeit: Telegraf, Schnellzüge, Stenografie, Fotografie, Schnellpressen […] haben zur Folge eine früher nicht gekannte Geschwindigkeit in der Übermittlung geistiger Resultate. [ … Dadurch] ergibt sich für das Einzelindividuum ein fortwährendes Überschwemmtsein mit Material, demgegenüber die alten Erledigungsmethoden versagen«. In dieser »erhöhten Geschwindigkeit, mit der die Einzeldaten gekurbelt werden«, liegen auch »die Gründe für unsere verzweifelte Hilflosigkeit gegenüber den Erscheinungen der bildenden Kunst«. Deshalb fordert Ruttmann eine »Malerei mit Zeit«, die er mittels des Films realisieren will: »Eine Kunst für das Auge, die sich von der Malerei dadurch unterscheidet, dass sie sich zeitlich abspielt (wie Musik). Es wird sich deshalb ein ganz neuer, bisher nur latent vorhandener Typus von Künstler herausstellen, der etwa in der Mitte von Malerei und Musik steht. Für diese neue Kunst […]

 

kann auf alle Fälle mit einem erheblich breiteren Publikum gerechnet werden, als es die Malerei hat«. [15] Trotz immenser technischer Schwierigkeiten und ohne jede offizielle Unterstützung erreicht Ruttmann nach Jahren intensiver Arbeit sein Ziel: 1921 hat sein erster Film, »Opus 1«, offiziell Premiere. Den Film begleitet das eigens dafür komponierten Streichquartett von Max Butting, und auch für die bis 1925 folgenden drei Opus-Filme gibt es je ein entsprechendes Musikstück. Dies unterscheidet Ruttmanns Ansatz von den späteren Visualisierungen schon vorhandener Musik, mit denen beispielsweise Oskar Fischinger berühmt wird, die jedoch immer einen illustrativen Charakter behalten.

Die malerischen, abstrakten Bilder von Ruttmanns Filmen entstehen mit einer von ihm selbst entwickelten Apparatur, auf die er sogar ein Patent erhält. Sein Weg lässt sich also so zusammenfassen: Die Beschleunigung der modernen Wahrnehmung verlangt nach einer neuen Kunst, für diese fehlt aber noch die technische Lösung. Erst als Erfinder eines Apparats wird Ruttmann auch zum Pionier des so genannten »absoluten Films«. Die pragmatische Maschine Filmkamera muss mit einer neuen, ästhetischen Maschine kombiniert werden, um

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