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Stummfilm zwingt seine Schauspieler zur übertriebenen Gestensprache sowie den Zuschauer zum Lesen der Zwischentitel. Trotz dieser technischen Hindernisse verändern Film und Grammofon ab 1910 die Welt. Es sind standardisierte Abspiel- und Verbreitungsmedien ohne eigenen Inhalt, und sie dienen zunächst vor allem der Distribution bewährter Kulturformen. Die Zukunft gehört also den pragmatischen Maschinen, nicht den ästhetischen.

Hier ließe sich ein Exkurs anfügen zu den zahlreichen Apparatebauern der Synästhesie im frühen 20. Jahrhundert: Die Farborgeln von Wallace Rimington und Alexander Burnett Hector, die Farblichtmusik von Alexander Laszlo, Anatol Graf Vietunghoff-Scheels Chromatophon, Mary Hallock Greenewalts Sarabet, Thomas Wilfreds Clavilux, Raoul Hausmanns zwar patentiertes, aber nie gebautes Optophon, um nur die bekanntesten zu nennen. [14] Doch alle diese Ansätze enden auf vergleichbare Weise in einer Sackgasse. Sie bleiben ein Zwitter zwischen Kunstwerk und Apparat, die aufwändigen Geräte zeigen nur die Kompositionen ihrer Erbauer. Sie sind das ganze Gegenteil von universellen Maschinen: hoch spezialisierte,

 

individualistische Maschinen, die darum, metaphorisch gesprochen, auch zusammen mit ihren Erfindern ›sterben‹ und in Vergessenheit geraten. Keinem diese Künstler- Erfinder gelingt es, dass seine Invention von Nachfolgern genutzt, gepflegt und weiterentwickelt wird. Das unterscheidet sie von Wagners Kultstätte Festspielhaus Bayreuth, die bis heute Kosten deckend ihren Betrieb aufrecht erhält und dennoch nur die Werke ihres Herren zeigt. Dieser Exkurs wäre eine Geschichte des Scheiterns der Synästhetik an der damals noch unüberwindbaren Differenz von ästhetischen und pragmatischen Maschinen.

Frühe Avantgarde der audiovisuellen Medien in den 1920er Jahren

Um 1920 macht sich eine neue Generation von Künstlern auf den Weg, die ästhetische Spezifik der audiovisuellen Medien zu erproben – und hier beginnt die eigentliche Geschichte dessen, was heute ›Medienkunst‹ heißt. Als erstes Medium erproben sie den Film. Zu den Pionieren gehören Dziga Vertov, Man Ray, Hans Richter , László Moholy-Nagy, Viking Eggeling und als erster aber bis heute unbekanntester: Walter Ruttmann

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