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Weekend (Ruttmann, Walter), 1930Weekend Remix (Walter Ruttmann u.a.), 1998
 
 
 

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verwendet Ruttmann nun auch 1930 in seinem ersten und einzigen Hörspiel. Der viel sagende Titel »Weekend« ist sozusagen schon die Inhaltsangabe: Nur mit vor Ort aufgenommenen Geräuschen wird der Ablauf eines Wochenendes von Samstag abend bis Montag morgen wiedergegeben, komprimiert auf 11 Minuten. Es ist ein akustischer Film ohne Bilder, in künstlerischer ebenso wie in technischer Hinsicht. Ruttmann selbst spricht von einer »photographischen Hörkunst«. [16] Ruttmann setzt die Montage assoziativ ein, zum Beispiel im fast wörtlich zu nehmenden ›Ausklang‹ des Wochenendes: erst das Klingen der Gläser beim Prost, dann die Glocken der Tiere, schließlich die Glocken der Kirche, abends und nachts, morgens der klingelnde Wecker und der noch schleppende Neubeginn des Arbeitsrhythmus. Die Klangmontage von »Weekend« nimmt sowohl die Musique concrète (Pierre Schaeffer) in den 1950er Jahren vorweg als auch das Sampling der heutigen Technomusik. Dieses Zukunftspotenzial demonstriert eine 1998 als Hommage entstandene CD »Weekend Remix«, die verschiedene Remixe des alten Klangmaterials von DJs und Elektronik-Musikern enthält,

 

unter anderem von Lippok Robert und seiner Band To Rococo Rot (siehe den Text von Lippock). [17] Damit steht Ruttmann am zentralen Schnittpunkt von drei Entwicklungslinien: der künstlerischen Suche nach einer visuellen Musik, der medientechnischen Verkoppelung von Bild und Ton und schließlich der Übertragung von Entwicklungen der Avantgarde in die Mainstreamkultur (siehe den Text »Montage / Sampling / Morphing« von Diedrich Diederichsen).

1930 lautet Ruttmanns Motto: »Alles Hörbare der ganzen Welt wird Material.« [18] Sieben Jahre später prognostiziert John Cage in seinem »Credo« zur Zukunft der Musik: »Ich glaube, die Verwendung von Geräuschen in der Musik wird fortgesetzt und gesteigert, bis wir eine mit elektrischen Instrumenten produzierte Musik erreichen, die für musikalische Zwecke jeden und alle hörbaren Klänge verfügbar machen wird. Fotoelektrik, Film und mechanische Mittel zur synthetischen Erzeugung von Musik werden eingesetzt werden.« [19] Ruttmanns »Weekend« ist das Finale der visuellen Musik der 1920er, Cage hingegen legt die Grundlagen für die intermediale Kunst der 1950/1960er Jahre. Ruttmann und Cage haben somit

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