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Dream House (La Monte Young), 1962
 
 
 

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Der Russe Ivan Wyschnegradsky schloss an die systemischen Ansätze von Skrjabin und Messiaen an. Er konstruierte eine mikrotonale Tonleiter aus Zwölfteltonschritten (statt den Halbtonschritten unserer normalen Tonleiter) und liquidierte die Oktavperiodizität. Wyschnegradsky entwickelte ein System der ›totalen Analogie‹, indem er Farbkreise nach tonsystemischen Regeln in konzentrische Ringe und Zellen zergliederte und so zu 5184 Farb-Ton-Zellen gelangte. Wyschnegradskys Vision war ein kosmischer, kugelförmiger »Lichttempel«, der wie Skrjabins »Mysterium« unverwirklicht blieb. [16]

Raum, Farbe, Zeit

Erstmals 1970 wurde bei der Weltausstellung in Osaka ein kugelförmiges Auditorium nach Entwürfen von Karlheinz Stockhausen realisiert. Klänge konnten hier über 50 Lautsprecher räumlich bewegt werden. Die Lautsprecherzuordnung und das Erstrahlen 35 weißer Lichtquellen wurden intuitiv mit speziellen ›Sensorkugeln‹ gesteuert [17] . In den vergangenen Jahrzehnten baute Stockhausen den darin enthaltenen

 

gesamtkunstwerklichen Ansatz zu einer Privatmythologie aus und konkretisierte ihn in seinem umfangreichen Werkzyklus »LICHT«.

Der Fluxus-Künstler La Monte Young kann bedingt in der Tradition dieser Komponisten gesehen werden. Sein System von Klang und Harmonie gründet auf mathematischen Prinzipien und konzentriert sich auf das Phänomen Zeit, da Schwingungen ein Zeitphänomen sind. Von 1962 datiert das erste Konzept für »Dream House« ein »lebender Organismus mit einem Eigenleben und einer eigenen Geschichte«, das er mit der Licht-Künstlerin Marian Zazeela entwickelte. »Dream House« verwandelt den Raum in ein fein austariertes Klang-Licht-Environment. Als Klänge verwendet La Monte Young ausschließlich reine Sinusschwingungen, deren Frequenzen er so auf die Raumproportionen abstimmt, dass sich stehende Wellen bilden. Durch ein Set verschiedener Lautsprecher und mathematisch aufeinander bezogener Wellenlängen entsteht ein Klangraum, den der Rezipient durchschreitet und dabei Knotenpunkte aufspürt und gleichzeitig das Gleichgewicht der stehenden Wellen ›stört‹. Das magentafarbene Licht ist in seiner

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