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Das Schleyerband (Bruch, Klaus, vom), 1977Sich selbst bei Laune halten! (Odenbach, Marcel), 1978Das Duracellband (Bruch, Klaus, vom), 1980
 
Die Distanz zwischen mir und meinen Verlusten (Odenbach, Marcel), 1983
 

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Auch in Deutschland haben Ende der 1970er Jahre Videokünstler die Massenmedien einer kritischen Analyse unterzogen. Klaus vom Bruch und Marcel Odenbach beginnen beide 1977 mit Videos zum damals alle Medien beherrschenden Thema des deutschen Terrorismus, der das definitive Ende der 1968er-Utopien markiert. Klaus vom Bruch nimmt in »Das Schleyerband« (1977–1978) eine selektive Revision der Fernsehberichte zur Entführung des Industriellen Hanns Martin Schleyer vor. Odenbach stellt in »Sich selbst bei Laune halten oder die Spielverderber« (1977) eigene Szenen mit kleinen Geduldsspielen den Fotos der Schlüsselereignisse um die Fahndung und den Tod der Terroristen gegenüber: »Die Tätigkeit des Geduldsspielens als ein Symbol für den Zustand, Stellung, Haltung, etc. eines Großteils unserer Gesellschaft. Die andere Seite, das zweite Element, dem das Stichwort Spielverderber zukommt […] sind die verallgemeinert bezeichneten Terroristen […] ein Bezug besteht darin, dass sich beide Gruppen gegenseitig eine sinnlose, unverantwortliche Haltung, Beschäftigung – Zeitgestaltung – vorwerfen.«[22] Das endgültige Ende der 1968er-Utopien wird mit einem faktischen, fast resignativen Blick konstatiert.

Die in diesen beiden Videos verwendete

 

Gegenüberstellung von Zitaten aus den Medien und eigenen Aufnahmen, zum Teil mit der Person des Künstlers im Bild, bleibt für die nächsten Jahre in der Arbeit beider Künstler stilprägend. Die spezifisch deutsche Problematik der Vergangenheitsbewältigung verbindet sich bei beiden Künstlern mit biografischen Elementen zu einer Medienanalyse, die nicht nur wie bei Birnbaum den Status Quo der Mediensituation zum Thema hat, sondern die umfassend über den historischen Zusammenhang von Medienmacht und Geschichtsbild nachdenkt. In »Das Duracellband« (1980) stellt Klaus vom Bruch durch eine klar gegliederte Montage in harten Schnitten die Zusammenhänge zwischen Technologiefaszination (verkörpert durch einen Werbespot für Duracell-Batterien) und ihren politisch fatalen Konsequenzen her (Bilder der Atombombenexplosion und ihrer Opfer in Nagasaki).

Marcel Odenbachs Videos zielen auf die Verbindung von persönlicher und gesellschaftlicher Erfahrung. Die Fernsehzitate und eigene Aufnahmen werden nicht in harten Schnitten gegenübergestellt, sondern fast zur Unkenntlichkeit miteinander verschmolzen. Der Ton bildet dabei den Gegenpol zum Bild und fügt diesem eine neue Bedeutung hinzu. In »Die Distanz zwischen mir und meinen Verlusten« (1983) wird Goethes

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