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Soziale Technologien
Dekonstruktion, Subversion und die Utopie einer demokratischen Kommunikation
Inke Arns[1]
 
Global Groove (Paik, Nam June), 1973
 
 
 

 

Als das vielleicht beste Beispiel einer gesellschaftsverändernden Kunst seit den 1960er Jahren kann der Künstler Joseph Beuys gelten. Im Gegensatz zu einem rein formalästhetisch begründeten Kunstverständnis schließt das von ihm vertretene Konzept der »Sozialen Plastik« »dasjenige menschliche Handeln mit ein, das auf eine Strukturierung und Formung der Gesellschaft – Beuys spricht vom ›sozialen Organismus‹ – ausgerichtet ist«.[2] Kunst beschränkt sich in diesem Verständnis nicht auf materielle Artefakte, sondern ist auch und vor allem auf soziale Konsequenzen hin reflektierte Handlung. Mit der Idee, plastisches Gestalten auf gesellschaftspolitische Aktivitäten zu beziehen, knüpft Beuys an die sozialutopischen Vorstellungen der historischen Avantgarde an.

Während Beuys die Einbeziehung und Verwendung von Medien dabei jedoch gar nicht oder nicht vorrangig interessierte, haben sich viele KünstlerInnen seit den 1960er Jahren nicht nur explizit mit Medien auseinandergesetzt, sondern diese auch für konkrete gesellschaftspolitische Ziele eingesetzt. Ausgangspunkt ist dabei die Annahme, dass in einer zunehmend durch Medien beeinflussten Gesellschaft eine (künstlerische)

 

Veränderung der Medieninhalte oder der Medienstrukturen zu einer signifikanten Demokratisierung der Gesellschaft beitragen kann.

Hinter dieser Vorstellung steht letztendlich die Hoffnung, dass Kunst die Gesellschaft verändern kann. Der Titel »Soziale Technologien« versucht dabei, die ambivalente Bedeutung von ›(neuen) Medien‹ oder ›(neuen) Technologien‹ zu fassen, die von Künstlerinnen und Künstlern, die mit diesen Medien oder Technologien arbeiten, thematisiert wird. Sie fragen einerseits, inwieweit Technologien zur sozialen Konditionierung eingesetzt werden, die sich in Begrenzungen, Beschränkungen, Überwachung und Kontrolle des Zugangs äußert. Gleichzeitig untersuchen sie, inwieweit sich diese Medien und Technologien für die Schaffung neuer sozialer und gesellschaftlicher Verbindungen und Strukturen einsetzen lassen und sich somit in ihr Gegenteil verkehren können. Die Utopien hinsichtlich einer gesellschaftlichen Funktion von Medien richten sich dabei – vielleicht mit Ausnahme von Nam June Paiks »Global Groove« – nicht mehr vorrangig auf das Fernsehen, sondern auf alternative, von den Massenmedien unabhängige Medienkanäle.

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