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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathGraham
 
Der Mann mit der Kamera (Vertov, Dziga), 1929Cineac (Duiker, Johannes), 1934
 
 
 

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Phantasmasierung des Subjektes produziert. [12] Der cinematische Apparat sei dazu bestimmt, verinnerlicht zu werden, um eine Fiktion aufrecht zu erhalten, ohne die der Staatsapparat ideologisch nicht funktionieren könnte: die Fiktion eines autonomen und transzendentalen Subjektes, die – als Selbstkonzept eines Individuums, das sich frei und einzigartig wähnt – mit einer Verleugnung realer gesellschaftlicher Zwänge einher geht. [13] Die einzige Möglichkeit, diese Phantasmasierung zu durchbrechen, bestand für Baudry darin, ihre Produktion offensichtlich zu machen. So erklärte er, jede Demonstration technologischer Mittel sei potentiell ein radikaler Akt. Das Beispiel, an dem er sich orientierte, war Dziga Vertovs Film »Der Mann mit der Kamera« von 1929, der die technischen Bedingungen seiner eigenen Entstehung zum Thema hat; der Film führt den technologischen Apparat als solchen vor, die Kamera, den Montageprozess, den Projektionsapparat und die Bedingungen der Filmbetrachtung im Kino. Zugleich vergegenwärtigt er das Ideal sowjetischer Alltäglichkeit, in der der gesamte Apparat – der sowjetische Staat als solcher – für jeden transparent

 

wäre und die Masse der Bevölkerung die Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel hätte. [14] Aufschlussreich ist Baudrys Analyse des »cinematischen Apparates« deshalb, weil sie sich zwar in der Konzeption der Filmleinwand als Spiegel auf Grahams »Cinema« beziehen lässt, jedoch nicht in der vorgeschlagenen Strategie. Diese weist vielmehr historisch zurück auf eine Kinoarchitektur, die Graham selbst als typologischen Präzedenzfall seines »Cinema« anführt: Johannes Duikers »Handelsblad Cineac« in Amsterdam von 1934. Es handelt sich ebenfalls um ein Kinogebäude, das an einer Straßenecke liegt um den Betrachter auf der Strasse Einblick in den Funktionsmechanismus des Kinos gestattet, doch mit dem entscheidenden Unterschied, dass Duiker die Projektionskabine über dem Eingang von außen sichtbar macht, während Graham das Verhältnis des Kinopublikums zum Projektionsschirm in das Zentrum der kritischen Betrachtung stellt. Duikers »Handelsblad Cineac« entspricht offenkundig Baudrys Ideal eines Apparates, der seine eigene Demystifikation durch die Offenlegung technologischer Mittel betreibt. Eine solche visuelle Freilegung der Apparatur wie in Duikers

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