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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathGraham
 
 
 
 
 

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von 1981 hat Graham das Thema jedoch von der entgegengesetzten Seite her in Angriff genommen. Die Idee einer optischen Haut in der topologischen Form eines spiegelnden Zylinders wurde von der Filmaufnahmesituation (in »Body Press«) auf die Projektionssituation übertragen – d.h. als Projektionsschirm rekonzipiert – und damit einer architektonischen Neubestimmung zugeführt. Während Graham in seinen frühen Filmen versuchte, psychologische Komplexitäten durch das Stellen einer Aufgabe auszuschließen oder zu reduzieren, hat er in seinem »Cinema« mit vergleichbaren Mitteln versucht, psychologische Komplexitäten herzustellen oder zu forcieren. Intersubjektivität als Multiplizität aufeinander bezogener Blickpunkte wird in seinem »Cinema« nicht in der Korrelation zweier Performer/Kameraleute sinnfällig gemacht, sondern in der Einrichtung zweier Publika. Eine kritische Analyse der Funktionszusammenhänge des Kinos wurde damit nicht mehr außerhalb dieser Funktionszusammenhänge angestrebt, sondern in direkter psychologischer Korrelation mit ihnen.

 

Baudrys Apparattheorie und Duikers »Cineac« als kritische Bezugspunkte

Graham konnte sich dabei auf eine Filmtheorie stützen, die die Projektionswand im Kino metapsychologisch als »Spiegel« begriff. [7] Der Film wurde nicht länger, wie in der semiologisch orientierten Filmtheorie der 1960er Jahre, für sich (als Text) behandelt, sondern als Teil einer cinematischen Situation, die den Betrachter tiefergreifender beeinflusst, als es der einzelne Film jemals könnte. Mit seinem Essay »Die ideologischen Effekte des grundlegenden cinematographischen Apparates« hat Jean-Louis Baudry 1970 diese Wende der Filmtheorie zur Metapsychologie eingeleitet. [8] Den Begriff des Apparates übernahm er dabei gleichzeitig von Freud und von Althusser. Seine These war, dass in der cinematischen Situation eine effektive Verknüpfung des Apparates der menschlichen Psyche und des ideologischen Staats-Apparates stattfindet.

Verständlich wird Baudrys Argumentation vor dem Hintergrund der phänomenologisch orientierten Filmtheorie der 1950er Jahre. André Bazin hatte die Filmleinwand phänomenologisch als »Fenster zum Universum« und den Realitätseindruck im Kino als eine mystische Epiphanie beschrieben. Wie Baudry erklärt, beruhte die Überzeugungskraft dieser

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