Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathFoto/Byteicon: navigation pathKünstlerische Konzeptionen
 
Affaires infinie (Hoffmann, Bettina)The Perfect Crime (Tabrizian, Mitra), 2003Beyond the Limits (Tabrizian, Mitra), 2000
 
 
 

icon: previous page

Ebenso wichtig wie solche Deformationsstrategien sind im Kontext der Befragung des Subjekts auch Additionsverfahren.

Bettina Hoffmann inszeniert scheinbar alltägliche Szenen zu den »affaires infinies« (1997-1999), in denen sie sich selbst ähnlich wie Tandberg zur alleinigen Protagonistin macht und sich, dem Diktum Rimbauds folgend, immer wieder als ›eine andere‹ darstellt. Obwohl es sich um Situationen mit mehreren Personen handelt, kommuniziert Hoffmann letztendlich ausschließlich mit sich selbst. Auf ganz andere Weise als Cottingham bedient auch sie sich der Möglichkeiten elektronischer Montage und Verdoppelung, indem sie von fotografisch entstandenem Ausgangsmaterial ausgeht und dieses am Computer neu zusammenfügt. Ihre Inszenierungen alltäglicher Szenen konzentrieren sich dabei auf jene Momente, die einer eigentlichen Handlung vorausgehen. Ebenso wie Bettina Hoffmann, die unter anderem mit Film und Video arbeitet, bedient sich auch Mitra Tabrizian verschiedener Medien. In ihren Arbeiten kombiniert sie dokumentarische Bildsprache und Werbeästhetik, um auf die ideologischen Unterströme jedweder kultureller

 

Identitätsbildung aufmerksam zu machen. Der Kulturwissenschaftler Stuart Hall beschreibt Mitra Tabrizians Arbeiten als »fictive visual spaces«, die durch das Zusammenspiel von statischer Fotografie und Referenzen auf kinematografische Bilder entstünden. [12] Manchmal sind Bezüge zu kinematografischen Szenen zu erkennen, wie beispielsweise zwischen Tabrizians »The Perfect Crime« und der Ästhetik von Takeshi Kitano oder Quentin Tarantino-Filmen.

Allerdings überträgt die Künstlerin nicht einfach solche Zitate auf ihre eigene fotografische Bilderpraxis, sondern erweitert Kontexte und steigert Vorstellungen von Gender und Gewalt. Ihr »Beyond the Limits«– Projekt von 2000 erinnert durch bizarre Handlungen und überzeichnete, grelle Farben an der Bildsprache von Comics oder Karikaturen. So lebhaft die Farben, so dramatisch die Handlung aber auch immer sein mag, die Protagonistinnen und Protagonisten in Tabrizians Bildern sind von einer irritierenden Emotionslosigkeit geprägt: eine Frau lässt ein Baby fallen, ein Mann schießt sich in den Kopf. Alles ist klar erkennbar, auch die völlige Starre der Abgebildeten – sie scheinen weniger Menschen, denn artifizielle, emotionslose

icon: next page