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Themenicon: navigation pathFoto/Byteicon: navigation pathArchiv - post/fotografisch
 
Globen/Globes (Binschtok, Viktoria), 2002Transmission Interrupted (Brodsky, Michael), 1995Nudes (Ruff, Thomas), 2002
 
 
 

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weltweit größte elektronische Auktionshaus für ansonsten begrenzt vermarktbare Waren – die gesamte heimische Wohnung in einen Teil des globalen Marktes zu verwandeln (vgl. hierzu die Arbeit »Globen/Globes« von Viktoria Binschtok und Peter Piller). Die privaten Fotografien werden im Raum des postfotografischen Neoliberalismus tendenziell, was sie lange Zeit emphatisch gerade nicht waren: nämlich Waren. Michael Brodsky hat mit seiner Arbeit »Transmission Interrupted« sowohl auf die Dominanz pornografischer Bilder im Internet, als auch auf die zentrale Rolle der Übertragung reagiert. Auch die jüngeren Arbeiten von Thomas Ruff scheinen auf diese Entwicklungen zu reagieren: Seine Serie »Nudes« (ab 1999) basiert auf Pornobildern aus dem Netz (ob nun von Amateuren oder ›Profis‹).

Eine völlig andere Auseinandersetzung mit dem privaten Fotoarchiv unter digitalen Bedingungen findet sich in der Arbeit von Jörg Sasse. Seine Arbeit bezieht sich weniger auf die gegenwärtigen post-fotografischen Archive des Privaten, sondern ist vielmehr ein Rückblick auf die fotografischen Archive – mit digitalen Mitteln. [71] Er sammelt große Mengen an

 

ausgemusterten privaten Fotografien – zum Beispiel durch Aufkauf alter Fotografien auf Flohmärkten etc. Die Bilder werden gescannt, durchgesehen, selektiert – viele werden kurz nachbearbeitet; einige wenige werden dezidiert durchgearbeitet. Sasse versucht die Bildmuster, die die scheinbar so spontane und private Familienfotografie strikt regulieren, nicht herauszupräparieren, sondern eher durch einen dezenten Eingriff aus den digitalisierten Fotografien zu entfernen oder zu verschieben. So wird dem Betrachter bewusst, wie er bis jetzt ›selbstverständlich‹ sah – also nicht sah. [72]

Ein weiteres, bislang leider nicht ausgeführtes Projekt ist Sasses Weltbildarchiv im World Wide Web. Ursprünglich war angedacht, es allen Usern zu erlauben, Verbindungen zwischen zufällig aus dem Archiv Sasses ausgewählten Fotografien herzustellen. Die User hätten angeben können, ob die Bilder ihrer Meinung nach gut oder schlecht zusammenpassen (in fünf Graden). So sollte im Laufe der Zeit eine Art Topografie entstehen, an der sich ein konventionelles fotografisches Bildbewusstsein hätte ablesen lassen (diese Form des Umgangs mit Bildern findet sich jedoch

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