Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathMedienkunst im Überblickicon: navigation pathMuseum
 
The City of Man (Die Stadt des Menschen) (Viola, Bill), 1989Cremaster 1 (Barney, Matthew), 1995
 
 
 

icon: previous page

dann auch oft praktischerweise am Monitor von der Aufsicht leiser gestellt wurde. Aus der Perspektive der 1980er Jahre und seiner Kultur der narrativen oder experimentellen Einkanalarbeit im Format des Videobandes für die Rezeption qua Monitor (sei es im Fernsehen oder in der Galerie) stellt der Einsatz der Großprojektion für narrative Einkanalarbeiten die Frage nach der Wertigkeit von technologischen Anordnungen heute neu. Hat sich unsere Wahrnehmung verschoben oder ist heute eine Projektion schlicht besser verkäuflich als eine Präsentation auf einem Monitor?[32] Oder liegt dem ein nachhaltiger Siegeszug des Expanded Cinema und dem Bedürfnis nach Immersion[33] zugrunde? Ist der Vormarsch des raumfüllenden projizierten Bildes einerseits eine Konsequenz aus der immer wieder kritisierten Nähe zum Fernsehbild, wenn es im Monitor ›erscheint‹, und andererseits eine Folge der übermächtigen ikonografischen Tradition? Wie sehr der Effekt der Musealisierung eine Akzeptanz von technologischen Mitteln fördert, ist am Siegeszug des technischen Mediums Fotografie im ›Kunstfoto‹ seit den 1980er Jahren ebenso abzulesen wie an der fraglosen

 

Akzeptanz eines Fernseh- oder Zeitungsbildes im Medium Malerei, wie der teuerste Gegenwartskünstler, Gerhard Richter, eins ums andere Mal bewiesen hat.[34]

Während das mangelnde Vertrauen der Sammler und Käufer in die vertraglichen Bedingungen einer Videoedition noch zu Zeiten von Gerry Schum ein Grund des Scheiterns seiner Videogalerie war, können raumbezogene Videoinstallationen auch in ihrer Reduktion auf eine einfache Einkanalprojektion erfolgreich vermarktet werden. Die auratisierende museale Präsentation und der damit steigende Marktwert überlagern die Vorbehalte gegenüber dem Medium. Drei künstlerische Positionen verdeutlichen die Bandbreite kommerziell erfolgreicher Inszenierung: von der bildenden Kunst und seinem konkreten Raum- und Materialbezug zum projizierten Videotape (Rosemarie Trockel), von der narrativen Tapeproduktion zum kunsthistorisch aufgeladenen Museumstafelbild (Bill Viola »City of Man« 1989) und nun auch vom exzentrischen Film zur Verflechtung mit klassischer Bildhauerei und marktgängiger Verwertung (Matthew Barney »Cremaster Cycle« 1994­2002).

icon: next page