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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathAkerman
 
 
 
 
 

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aufdringlich, wenn sie einen Fahrgast in die Tiefe eines ganzen U-Bahnwagens oder sogar in den nächsten Wagen zwingt, bis er aus der Sicht verschwindet. In jedem dieser beiden Werke erzeugt die fest installierte, vergessene Kamera sowohl den Rahmen als auch den Anstoß für das Zutagetreten einer Darbietung von Seiten des Vorbeigehenden.

Hyperrealismus

Zuallererst bezieht sich der Begriff Theatralität auf Akermans Bevorzugung des Profilmischen. Sie besteht darauf, dass sie keine Montage-Filme macht: »Meine Arbeit steht der Arbeit von [Dreyer, Bresson und bestimmten japanischen Regisseuren] nahe, was die Verwendung der Kamera angeht. Was ich bei »Jeanne Dielman« gemacht habe, sind Aktionen in Echtzeit: die fest installierte Kamera ist in meinen Augen gar nicht so verschieden von der, die Warhol benutzt.« [5] Der feste Blickpunkt und die lange zeitliche Dauer von Akermans Einstellungen erschaffen eine relativ stabile Struktur, die es einem erlaubt, die Unterteilungen in Körper und Charakter sowie in Sprache und Drehbuch wahrzunehmen. Durch die Vorhersagbarkeit ihrer

 

Methoden in punkto Einstellungen und Schnitt wird man dazu gezwungen teilzunehmen, anstatt bloß ihrer Mise-en-scène zu folgen. Bei der Diskussion über eine Szene in seinem Film »11 X 14« (1976) bestätigt der minimalistische Filmemacher Benning diesen Effekt der zeitlichen Dauer: »Wenn man anfängt, sich die Szene mit dem Schornstein anzuschauen, dann ist es offensichtlich, dass das ein Schornstein ist – aber weil sie siebeneinhalb Minuten dauert, muss man sich mit ihm als einem herumwirbelnden Körnchen auf der Leinwand befassen. Gegen Ende der Szene indes kommt ein Flugzeug durch das Bild geflogen, so dass er, nachdem man begonnen hat, formal auf das Bild zu schauen, wieder in die Geschichte eingeführt wird. [6]

Das Schwanken zwischen (oder vielmehr die Koexistenz von) darstellerischen und sprachlichen Ausdrucksweisen kann man außerdem als genau denjenigen hyperrealistischen Faktor ansehen, der für Akermans Kino wesentlich ist. Hyperrealismus wird hier verstanden als filmische Übersetzung des Effektes der Distanz, der daraus resultiert, dass ein Bild oder eine Skulptur einen Gegenstand reproduziert, der selber schon ein Abbild von Etwas ist – wenn z.B. ein Gemälde

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