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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathAkerman
 
 
 
 
 

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Widerstand gegenüber der für den Naturalismus typischen zeitlichen Gleichschaltung bringt ihn dazu, Kommentare über die Bilder zu legen, gesprochenes Wort über handgeschriebenes, Gestik über Rede, immer mit kurzer zeitlicher Vorwegnahme oder Verzögerung.

Was sich unbemerkt ereignet haben könnte, als ›normal‹ angesehen, erzeugt statt dessen ein Gefühl der Wiederholung – man fühlt, dass man bestimmte Bilder schon einmal gesehen hat. In »Pickpocket« hebt Michel seinen Finger, als er ob nach einer Richtung suchen würde. Diese Geste kann man erst in der nächsten Einstellung als das Herbeirufen eines Taxis erkennen; und doch bekräftigt sie, wenn auch vielleicht unbewusst, den darüber gelegten Kommentar: »Ich wusste nicht, wohin ich ging.« Die Geste ist in verschiedene Bedeutungen aufgeteilt. Der die Vertrautheit aufhebende Effekt dieser Strategien der Überfrachtung steht in Beziehung zu Akermans Verwendung der Überfrachtung und der Buchstäblichkeit, mit der sie eine Interpretation vorweg nehmen will.

 

Zwischen Theater und Film

Das Projizieren einer verdoppelten Deutungsweise auf eine einzige Figur schafft eine Körperlichkeit, die beim Film von besonderem Interesse ist. Bressons Vorstellung von der Wiederholung, die zum Automatismus wird, zu fast so etwas wie einer zweiten Natur, bringt durch ihr Streben nach einem reinen Kino eine neue Form hervor, die sich »zwischen Theater und Film« befindet. Diese Behauptung ist nicht als Kommentar zu Bressons Geringschätzung von Theater und Film gemeint. [33] Seine Vorstellung von einer rekonstruierten Realität, die allein auf der Leinwand existiert, deutet auf eine heftige Abneigung gegen den Begriff einer Realität, die inszeniert werden muss, und gegen ein Drehbuch, das umgesetzt werden muss – gegenüber der Vorstellung von der Darstellung an sich. Bresson scheint eine Darstellungsmethode vorzuschlagen, von der er weiß, dass sie nicht umgangen werden kann: die Wiederholung. Direkt, ökonomisch und genau, so untergräbt die Darstellungsweise von Bressons Figuren – seinen nichtprofessionellen Schauspielern – den Naturalismus durch die Automatismen, die für das Kino passend sind (das die mechanische Reproduktion auf

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