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Gespräche, Telefonate, Einkaufszettel usw. Abfall ist in diesem Sinne buchstäblich zu verstehen; nicht als Trash, sondern als das, was in der täglichen Arbeit abfällt, die Reste, die übrig bleiben. Den Momentaufnahmen – als Aufnahme von momentan vorliegendem oder vorgefundenem Material – werden dabei keine Interpretationen oder Begründungen angeheftet, sie werden vielmehr gesampelt und in Serie gebracht, um jedweden Anklang an Innerlichkeit auszustreichen.

Von einem soziologischen Standpunkt aus gesehen ist das Knipsen eine redundante, allein rituelle Tätigkeit, die vollständig stereotype Bilder hervorbringt; von einem konventionell ästhetischen Standpunkt aus, der die Schablone der nie geklärten und auch gar nicht erklärbaren Kategorie des ›guten Bildes‹ anlegt, ist das Knipsen rein defizitär, resultiert aus einer Nicht-Bildung und kann auch nur ›Nicht-Bildungen‹ hervorbringen (Meyer). Was Goetz in Anlehnung an den Schriftsteller Rolf Dieter Brinkmann anklingen lässt, ist etwas anderes: Der Snapshot steht hier für ein Verfahren ein, das Schreiben und das zu Schreibende aus Alltäglichkeiten und einem radikalen

 

Gegenwartsbezug heraus erst zu entwickeln. Es geht also um die Performativität des Schreibens selbst, die hier in der Metapher des Snapshots kristallisiert, einem Akt »der das, worüber er zu sprechen scheint, in der variierenden Wiederholung von eingeführten Mustern und Formen allererst herstellt.« [22] Übertragen auf die konkrete Praxis des Knipsens eröffnet sich jenseits ästhetischer oder soziologischer (Dis)Qualifizierungen des Schnappschusses eine andere Perspektive: Weniger dem Bildgegenstand oder überhaupt dem einzelnen Bild gilt das Interesse, sondern dem Akt der permanenten Gegenwartsbezogenheit, der Herstellung von Fotos. Wiederholungen und Redundanzen sind dem performativen Akt dabei immer schon inhärent; Augenblicke werden eben jeden Augenblick neu erlebt. Insofern muss eine Kritik des Stereotypen der Schnappschüsse die Tätigkeit des Knipsens verfehlen, denn es geht in ihr – auch entgegen Bekundungen der Knipser selbst – gar nicht um Originalität, sondern gerade um Wiederholungen, nicht um das Schöpferische, sondern um das Aufnehmen von allem und jedem für alle und jeden.

Goetz und Brinkmann haben beide ihr Schreiben mit

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