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Themenicon: navigation pathBild und Tonicon: navigation pathMontage/Sampling/Morphing
 
 
 
 
 

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Schließlich könnte man jede hierarchische Abstufung des Materials nach Ursprünglichkeitsgraden schlechthin verwerfen. In jedem Falle lassen diese Argumentationen die Kategorien des Primären in der Kunst kollabieren.

Das erkennbar Gemachte der Kunst ist nun nicht nur Ergebnis einer neuen Verwendung neuer Mittel, es ist auch eine Verwendung, die nicht mehr kaschiert – als meisterlich, als natürlich, als bloße Reflexion von Wirklichkeit. Nein, Position und Mittel der Produzenten sind markiert und ausgestellt und stehen so ihrerseits zur Diskussion. Montage heißt also Nutzen der neuen Technologie für etwas aus gesellschafts-ethischen Gründen (Aufklärung, Demokratisierung) und aus ästhetisch-ethischen Gründen (Desillusionierung) Wünschenswertes, also etwas, das auch ohne die Technologie schon als Ziel formulierbar gewesen wäre, das aber erst durch die Benutzung neuer Technologie möglich oder zumindest stark erleichtert zu werden scheint. Dabei spielt gerade das dialektische Verhältnis des durch Film und Foto gesteigerten Illusionismus-Koeffizienten und die gleichzeitige desillusionierende Ausstellung und so Aneignung der

 

für die Illusionen notwendigen Mittel eine große Rolle.

Zum anderen stellt man fest, dass durch die Benutzung der neuen Technologie – Foto und Film – die Kunst die auf individuelle Fähigkeiten zugeschnittenen Legitimationsdiskurse des 19. Jahrhundert verlässt: die Diskurse der Sensibilität, der Seltenheit, des Dekadenten und Empfindsamen, der Könners und des Meisters – und die Kunst so die größte narzisstische Kränkung für das bürgerliche Individuum und anderer bekannter Humanismen akzeptiert, ja feiert: die Unterwerfung unter ein Objektives. Hier ist dieses Objektive aber seltener die Politik, die Politisierung, der Fortschritt, sondern die Technik selbst. Denn da man über das Objektivum schlechthin – Gesellschaft – dennoch subjektiv streiten kann, wählt man einen anderen Begriff des Objektiven, um sich, vielleicht, von hinten auch an das gesellschaftlich Objektive anschleichen zu können: den technischen oder naturwissenschaftlichen Fortschritt – übrigens eine Strategie, die auch heute noch weit verbreitet ist. Der klassische Fall für die in Wahrheit absolute Unklarheit und Interpretationsbedürftigkeit solcher Unterwerfung unter oder Legitimation durch solche neuen

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