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Menge wahrer Aussagen freimacht. Sein Begriff von Universalsprache basiert auf der Idee, eine wissenschaftliche Symbolsprache zu kreieren, die nicht als Kommunikationsmedium, sondern als formales Instrument zur Wahrheitsfindung dienen soll.

Logik ist bei Lullus keine ›ars demonstrandi‹ mehr, sondern wird zur ›ars inveniendi‹, einem heuristischen Instrument, mit dem sich über logische Operationen theoretisch universal gültige Sätze aufstellen lassen. Damit wandelt sich der Prozess des Denkens zu einem ›Spiel von Symbolen‹, das sich objektiv auf der Grundlage abstrakter, rein formaler Prinzipien oder Regeln aufbaut. [1]

Diese Hypothese der Kalkulierbarkeit impliziert die Prämissen weiterer Entwicklungen, wie das Reduzieren allen Denkens auf Berechenbarkeit bei Thomas Hobbes, die Idee einer universalen Kalkülsprache bei Gottfried Wilhelm Leibniz und die analytische Maschine von Charles Babbage. Alle diese Konzepte zielen auf die Formalisierung menschlichen Denkens und die Konstruierbarkeit symbolischer Denkmaschinen. Sie gipfeln schließlich in der Turing-Maschine und den späteren digitalen Rechnern. Die Geschichte der

 

Philosophie und Wissenschaftstheorie zieht so eine Linie von Aristoteles über Lullus, Hobbes, Leibniz, Babbage bis hin zu Turing, Newell und Simon. [2] Worin aber besteht letztlich nun die Verbindung zwischen dem Transformationsprozess logischer Sprache in Richtung auf Formalisierung und dem Formalisierungsprozess in der ästhetischen Theorie? Die klassische Frage nach der Funktion von Sprache und ihrem Gebrauch bei der Erkenntnis von Wahrheit betrifft sowohl die Wissenschaften als auch die Philosophie. Lullus' Suche nach einer Universalsprache bleibt bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Ansätzen des Neopositivismus aktuell, wie etwa bei Moritz Schlick, Rudolf Carnap, Hans Hahn und Otto Neurath. Sie setzen den Versuch fort, von der Metaphysik aufgeworfene Probleme mit der Schaffung eines formalisierten Systems zu überwinden, zum Beispiel bei der Frage nach dem Wesen von Wirklichkeit oder nach der Beziehung zwischen Welt- und Wahrheitserkenntnis. Das Erschließen eines determinierten Bereiches wäre insofern an die Formulierung einer auf Gesetzen, Modellen und Normen basierenden Theorie gebunden.

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