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Stan Douglas
»Win, Place or Show«
Der Titel der Arbeit bezieht sich auf die klassischen Optionen der Pferdewetten – einem Thema, das inhaltlich in den Dialogen der zwei Protagonisten eine Rolle spielt, aber auch auf die Kombinatorik von Einläufen und Konstellation verweist. Planbarkeit und Kontrolle sind zwei der ideologischen Komponenten, die sich auch in der modernistischen Stadtplanung nach dem Krieg fanden.
Donny und Bob, die zwei Protagonisten der Szene, die sich temporär die Singlewohnung teilen, entsprechen den Stereotypen einer TV-Serie, die 1968 in Vancouver produziert wurde, und repräsentieren den charakteristischen weissen Vertreter der Arbeiterklasse jener Zeit. Die Handlungsszenen, die von Gesprächen über konspirative Theorien und die Gewinnchancen beim Pferderennen schließlich in einen Kampf der beiden Protagonisten münden, werden aus 2 x 10 Kamerapositionen aufgenommen [...]. Auf zwei geneigten, nebeneinander mit einem kleinen Spalt montierten Projektionsflächen wiederholt sich die Spielszene in einem Loop, allerdings verschiebt sich von Wiederholung zu Wiederholung ständig die räumliche Zuordnung der Darsteller zum Raum und zueinander. Die 2 x 10 Kameraeinstellungen wurden auf vier DVD übertragen, die mittels einer digitalen Steuerung immer neue Kombinationen der auf sechs Minuten begrenzten Spielszene zeigen. Hochgerechnet kommt man so auf ca. 20.000 Stunden Spieldauer, mehr als zwei Jahre, bevor sich eine Bildkombination tatsächlich wiederholt.
Unterlegt sind die Bilder mit dem Soundtrack eines endlosen Regens sowie eines im Hintergrund hörbaren Radios. Das Regengeräusch wird im Film mit dem einzigen, regelmäßig aber nicht gleichmäßig auftauchenden Blick aus dem Fenster des Appartements verknüpft, der das Panorama einer nächtlichen, im strömenden Regen liegenden Stadt freigibt, deren Gebäude dem Modell modernistischer Städteplanung entsprechen, wie sie auch im Set der typischen Arbeiterwohnung dieser Stadtplanung nachgebildet ist. Das im Hintergrund leise hörbare Radiogedudel scheint von einem auf einer Kommode stehenden Radio auszugehen, wobei aber der Radiosound tatsächlich bei jeder Präsentation von der regionalen Rundfunkstation des jeweiligen Ausstellungsortes eingespeist wird.
(Vgl. ausführlicher Hans D. Christ, dialogues & stories, http://www.hartware-projekte.de/archiv/inhalt/douglas.htm)
Rudolf Frieling