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Fischli & Weiss
»Der Lauf der Dinge«
Es geht in diesem Film natürlich auch um das Problem von Schuld und Unschuld. Ein Gegenstand ist schuld, daß es nicht weiter geht, und auch schuld, wenn es weitergeht.
Es gibt ein eindeutiges RICHTIG bei unseren Versuchen; das ist, wenn es funktioniert, wenn dieses Gestell zusammenbricht. Dann gibt es noch ein SCHÖN gleichsam über diesem RICHTIG; das ist, wenn es knapp wird oder wenn dieses Gestell zusammenbricht, wie wir es wollen, nämlich langsam und kompliziert, dann ist es schön zusammengebrochen. Also liegt die Ästhetik auf dem Funktionieren drauf wie die Butter auf dem Butterbrot, ziemlich dünn und gleichmäßig. Falsch ist, wenn die Sachen ganz von selbst loslegen und falsch ist, wenn sie gar nicht losgehen. Der Bereich von RICHTIG (oder dem, was man moraltheologisch auch als GUT bezeichnet) ist bei uns also wahnsinnig schmal. Auch GUT und BÖSE liegen oft sehr nah beieinander, z.B. wo die Kerze auf der Schaukel die Zündschnur anzündet. Kerze und Schaukel sind eher gut, weil lieb und kindlich, und die Zündschnur ist böse, denn für etwas Harmloses brauchst du sie ja nicht. Anders betrachtet, ist bei uns jeder Gegenstand gut, wenn er funktioniert, denn er befreit den nächsten, gibt diesem die Möglichkeit zur Entfaltung. Nicht destruktiv.
Fischli/Weiss
Diese artistische Versuchsanordnung alltäglichster Dinge ist eine Kettenreaktion, ein kontrolliertes Happening nach den Gesetzen der Physik und Chemie, den Notwendigkeiten und Zufällen einer prekären Situation, die man auch als »Ordnung aus Schwankungen« bezeichnen kann. Die Kamera folgt fasziniert dem Ereignis, das seinen »Lauf nimmt« und (fast) ohne Schnitt einen 1/2-stündigen Prozeß dokumentiert. Mit diesem Video landeten Fischli/Weiss einen der Publikumsrenner der documenta 8.