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Joel Sternfeld
»Tatorte«
»Gegenüber dem Anwesen 11777 Foothill Boulevard, Lake View Terrace, Los Angeles, California, November 1993
Rodney King, ein schwarzer Autofahrer, wurde in den frühen Morgenstunden des 3.März 1991 von vier weißen Polizeibeamten zusammengeknüppelt. Streifenwagen hatten [....]«
Sternfelds dokumentarische Fotografien zeigen Orte, die Schauplatz eines Verbrechens, einer gewalttätigen oder unrechtmäßigen Handlung waren – begangen im Namen einer Regierung, von Konzernen wie auch von Privatpersonen. Die fotografischen Ansichten von öffentlichen Plätzen, Grünanlagen, Wohnsiedlungen, Ladenlokalen, Motels, Büroräumen etc. können, anders als polizeiliche Tatortfotografien, keine Indizien des Geschehens mehr liefern, das oft schon weit in der Vergangenheit liegt. Erst der begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen ›Tat‹ und ›Ort‹ her und nimmt letzterem seine Harmlosigkeit. Die Geschehnisse erhalten durch die Fotografien eine erneue Aktualität – sie werden dem Gedächtnis in mnemotechnisch wirksamer Koppelung wieder eingeschrieben. Mit diesem Verfahren ›antwortet‹ Sternfeld gewissermaßen Walter Benjamin, der in der Schlusspassage seiner »Kleine[n] Geschichte der Photographie« fragte: »Aber ist nicht jeder Fleck unserer Städte ein Tatort? nicht jeder ihrer Passanten ein Täter? Hat nicht der Photograph – Nachfahr der Augurn und der Haruspexe – die Schuld auf seinen Bildern aufzudecken und den Schuldigen zu bezeichnen? «
Susanne Holschbach
Joel Sternfeld, Tatorte. Bilder gegen das Vergessen. Armin Harrais (Hg.), München/Paris/London 1996