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Friederike Anders
»Die Farbe Braun«
Dokumentar-Essay in mehreren rückwärts drehenden Zeitschleifen – tiefenpsychologische Oberflächenforschung des deutschen Nationalcharakters an ausgewählten Beispielen – Text-Adventure-Collage aus TV-Nachrichten, Heimvideo und Assoziationsstoff aus alten Kinder- und Schulbüchern: Parallel und ineinander verzahnt erscheinen
a) die Chronik der Brandstiftung an einem Ausländerwohnheim in Rostock, 1992, und b) eine lose geknüpfte Reihe von Interview-Begegnungen mit meinem Vater und meiner Tante. An der Schnittstelle zwischen beiden Recherchesträngen befindet sich das Thema Scheiße. Das Braune tritt in Doppelrolle auf: sowohl als Anal-Metapher (Sauberkeit/
Ordnung/Spaß unterm braunen Regime etc.), als auch als sorgfältig lanciertes Motiv realer fremdenfeindlicher Ausschreitungen (Kacke von braunhäutigen Fremden auf deutschen Grünflächen).
Als Leitmotiv auf dieser Gratwanderung zwischen politisch korrekter Montage und peinlicher Offenbarung erscheint ein Dackel. Er betritt den Film als erster und verläßt ihn als letzter. Wie der schlimme Waldi aus dem alten Kinderbuch verkörpert er ebenso den genußvollen Ekel über den fremden Dreck wie auch die Lust an Kontrolle, Verbot und Gehorsam.
Friederike Anders