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Warum verwenden Künstler Medien?

Betrachten wir diese komplexe Wechselwirkung zunächst aus der Perspektive der Künstler. Für sie gibt es zwei entscheidende Gründe für die Verwendung von Medien. Das erste Motiv liegt in einem ebenso tief empfundenen wie klar erkannten Verlust der Breitenwirkung moderner Kunst. Seit der Entstehung der Avantgarde Ende des 19. Jahrhunderts, spätestens am Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Abstraktion und dem Kubismus, verliert die avancierte Kunst die allgemeine Akzeptanz des ästhetischen ›commonsense‹ der zeitgenössischen Bevölkerung. An die Verwendung neuer Techniken wie Film und Funk, die potentiell Massenmedien sind, knüpft sich die Hoffnung, die Avantgarde aus ihrer selbst verursachten Isolation zu führen, um »die Kunst und das Volk wieder miteinander zu versöhnen«, wie Guillaume Apollinaire 1912 am Schluss seines Buches über den Kubismus schreibt.[2]

Diese Hoffnung findet sich in den ersten programmatischen Forderungen zum künstlerischen Medieneinsatz von Film, Radio und Fernsehen, etwa Dziga Vertovs und Walter Ruttmanns

 

Entwürfen einer neuen Filmkunst, der Radiotheorie von Bertolt Brecht oder dem Manifest der Futuristen zum Fernsehen (»La Radia« 1933 ). Zum politischen Programm wird die Massenkunst dabei unter solch ganz entgegengesetzten Ideologien wie der russischen Revolution und dem deutschen und italienischen Faschismus. Auch Walter Benjamins epochaler Essay »Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit« von 1936 hat die soziale und politische Wirkungslosigkeit der Avantgarde zum Thema und entwirft erstmals eine umfassende theoretische Grundlage für einen durch die Medien veränderten Kunstbegriff: Mittels technischer Medien soll die Kunst die Begrenztheit des manuell hergestellten Originals überwinden, ein neues Publikum erreichen und gesellschaftlich mobilisieren. Diese Entwürfe haben, vermittelt über ihre Erneuerung in den medientheoretischen Ansätzen der 1960er Jahre von Marshall McLuhan bis Hans Magnus Enzensberger, großen Einfluss auf die Entwicklung der Medienkunst gehabt.[3] Sie bilden die Leitmotive für die Pionierzeit der Videokunst,des Experimentalfilms und der Audio Art.

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