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Imaginäre Bibliothek (PooL Processing), 1990IO_dencies (Knowbotic Research), 1997Dialogue with the Knowbotic South (Knowbotic Research), 1994
 
 
 

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aufzulösen. Die Protagonistinnen besitzen nicht nur instabile Identitäten, es sind ›shifting personalities‹, die die Nicht-Existenz der Grenzen zwischen unterschiedlichen Realitätsebenen verinnerlicht haben. Als Subjektentwurf liegt ihnen nicht mehr das perspektivierte Subjekt wie bei Joyce und auch nicht das der multiplen Persönlichkeiten zugrunde, sondern das virtuelle Subjekt – das Subjekt als Möglichkeitsform –, dessen Identität nur momentane Gültigkeit hat und sich in jedem Moment durch die Interventionen der Betrachter/Benutzer neu manifestiert.

Das virtuelle Subjekt als Identitätsentwurf kennzeichnet auch die Benutzer von Netzwerkarbeiten wie »Die imaginäre Bibliothek« von PooL Processing, die 1990 als Diskursnetz mit dem Ziel des »offensive Ausspielens aller Methaphern einer elektronischen Bibliotheksphantasie«. Das Ziel der Anwendung ist es, durch verzweigtes assoziatives Lesen und Navigieren den Benutzer in ein Netzwerk aus Texten zu verstricken und somit eine Beteiligung des Lesers an dem Imaginationsraum Bibliothek zu simulieren. Inspiriert wurde die Gruppe PooL Processing dabei nicht nur von Jorge Luis Borges »Die Bibliothek von

 

Babel« und Umberto Ecos »Der Name der Rose«, sondern auch von dem Minitel-Schreibprojekt, das 1985 im Rahmen der Ausstellung »Les Immatériaux« im Pariser Centre Pompidou von Jean-François Lyotard konzipiert wurde.[18]

Diskursive Felder

Während diese Projekte bewusst auf die kulturelle Praxis des Schreibens und des Erzählens referieren, versucht die Gruppe Knowbotic Research, jegliche Anleihen bei tradierten Repräsentationssystemen zu vermeiden. In ihren Arbeiten entwerfen sie zeichenhaft organisierte Strukturen, in denen visuelle, textuelle, narrative und auditive Strukturen ohne hierarchische Ordnung organisiert sind. In Netzprojekten wie »IO_dencies« (1997–1999)[19] und in interaktiven Environments wie »Dialogue with the Knowbotic South« (1994–1997) entstehen in Bewegung geratene, non-lineare Ordnungen, die räumlich erfahrbar und assoziativ zu erkunden ist. Es sind diskursive Felder oder ›Handlungsräume‹, die die Benutzer ermächtigen, einzugreifen und die Komplexität nach eigenen Kriterien zu ordnen. Gerade diese Fähigkeit, eigene

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