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Global Groove (Paik, Nam June), 1973
 
 
 

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Burden untersucht die Funktionsweise des Mediums nicht nur in ökonomischer, sondern auch in technischer Hinsicht, indem er ebenfalls für die documenta 6 mit primitivsten Mitteln und ohne technische Unterstützung einen Fernsehempfänger nach dem im 19. Jahrhundert erfundenen System der Nipkow-Scheibe baut. Unter dem Namen »C.B.T.V.«, der wie ein amerikanischer Sender klingt, aber nur »Chris Burden Television« bedeutet, wird die Magie des Mediums aufgehoben und die Banalität seiner Funktion vorgestellt. Alle diese Arbeiten von Burden haben mit der Aktion »Shoot« gemeinsam, dass sie die Grenze des Symbolischen zum Realen ausloten, die zugleich die Grenze der Kunst darstellt. Wäre Burden bei »Shoot« oder die TV-Moderatorin bei »TV Hijack« umgekommen, so hätte die so genannte Freiheit der Kunst nicht mehr gegolten und eine Strafverfolgung eingesetzt. Ebenso muss »Chris Burden Promo« ein ›echtes‹ Produkt vorweisen und ebenso zeigt »C.B.T.V.«, wie das Fernsehen ›wirklich‹ funktioniert. Alle Fernsehaktionen von Burden sind exemplarische Aneignung der Realität des Mediums, die aber zugleich die Chancenlosigkeit jedes Künstlers aufzeigen, ernsthaft mit der industriellen Produktion von Fernsehen als Technik, Programm und Institution konkurrieren zu wollen.

 

Radikale Kooperationen – Paik

Nam June Paik hat vermutlich als einziger Künstler der Pioniergeneration nie die Hoffnung aufgegeben, dass im Massenmedium TV eine künstlerische Arbeit möglich und nötig ist. Heute wird in der kunstgeschichtlichen Würdigung Paiks oft vergessen, dass fast alle seine Videos für das Fernsehen entstanden sind. Den Charakter eines Manifests für das TV der Zukunft hat sein Videoklassiker »Global Groove« von 1973. Im Vorspann heißt es: »Dies ist der Blick in eine neue Welt, wenn Sie jedes TV-Programm der Welt einschalten können und Fernsehzeitschriften so dick wie das Telefonbuch von Manhattan sein werden.« In Anlehnung an McLuhans Vision des »Global Village« lädt das Video zu einer weltumspannenden, lustvollen Reise durch die TV-Welt ein, zum Fest auf dem globalen Dorfplatz des Bildschirms. Damit greift es die Utopie der Völkerverständigung durch das Radio aus den 1920er Jahren auf und nimmt ebenso die Utopien einer globalen Netzgemeinschaft aus den 1990er Jahren vorweg. In diesem Sinne entwirft Dziga Vertov schon 1925 seine Utopie einer Verbindung von Radio und Film, damit alle Proletarier der Welt sich gegenseitig sehen können und so ihre internationale Solidarität entsteht.[64]

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