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Audio Art
Golo Föllmer
 
 
 
 
 

 

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts setzt eine umfassende Technisierung von Musik ein. Sie umfasst drei radikal neue Prinzipien: Übertragung, Speicherung und Synthese von Schall. Diese medialen Grundtechniken ermöglichen neue Formen der Gestaltung und Erzeugung von Klang und Musik und verändern die Art und Weise, wie Musik gehört wird. Nachdem Musik bis weit in das 19. Jahrhundert hinein immer auf einen engen Raum und eine überschaubare Zuhörerschaft begrenzt war, dehnt sich ihr Wirkungsbereich zur Jahrhundertwende stark aus. Grammofon und Radio lassen Musik omnipräsent werden, weil sie nunmehr weder an einen bestimmten Raum noch an eine bestimmte Zeit gebunden ist. Schließlich lösen sich die technischen Medien sogar von der Abbildungsfunktion, indem sie selbst Klänge hervorbringen.

In der folgenden Phase, die um die Mitte des 20. Jahrhunderts einsetzt, sind die Grundtechniken elektronischer Medien in die Kreativtechniken integriert, und nun kann auf ihrer Basis eine Vielfalt anderer Themen bearbeitet werden. Intermediale

 

Verknüpfungen, der Raum als musikalische Bestimmungsgröße, medienspezifische Narrationsweisen, Entzeitlichung, Virtualisierung und Enthierarchisierung werden im vorliegenden Text exemplarisch diskutiert. In dieser zweiten Phase bedeutet ›Tonkunst‹ nicht mehr nur Musik. Es haben sich künstlerische Umgangsweisen mit Klängen entwickelt, die das überlieferte Musikverständnis sprengen und einen neuen Begriff erfordern. Während sich für das Phänomen in seiner allgemeinen, nicht medienspezifischen Ausprägung der Begriff ›Klangkunst‹ etabliert hat,[1] steht ›Audio Art‹ hier für Klangkunst, bei deren Entstehung technische Medien wesentlich oder notwendig sind.

Im Hauptteil werden die Entwicklung und das Spektrum der Audio Art vorgestellt. Anschließend werden Techniken und Motive ihrer Mediennutzung mit denen eines historischen Vorläufers elektrischer Musikmedien, der mechanischen Musikinstrumente verglichen, um den Umbruch kenntlich zu machen, der Audio Art vom tradierten Musikverständnis trennt.

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