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Cyberspace, einschließlich der Struktur des Web und sozialer Online-Interaktionen genutzt werden können.[2]
miteinander zu vergleichen. Damit demonstrieren sie das Wachstum der ›Netzwerk-Gesellschaft‹ und Informationsökonomie, doch zugleich auch deren unregelmäßige und ungleiche geografische Natur, indem sie die Verteilung der Infrastruktur sowie jene Gebiete veranschaulichen, die nur begrenzten Zugang zum Internet haben oder denen dieser Zugang derzeit völlig verwehrt ist. Außerdem ermöglichen sie die Analyse der Veränderungen, zu denen es innerhalb dieser Muster kommt. Obwohl sich das Internet außerordentlich ausgeweitet, diversifiziert und verbreitet hat, bleiben Themen wie der Zugang zur grundlegenden Infrastruktur und Gerechtigkeitsfragen, neuere Untersuchungen haben dies gezeigt, nach wie vor signifikant; es handelt sich hier um das Thema der sogenannten ›digitalen Kluft‹, die auf unterschiedliche Weise in verschiedenen räumlichen Maßstäben zum tragen kommt und entlang der Bruchlinien Wohlstand, Klassenzugehörigkeit, Rasse, Geschlecht usw. verläuft.[3] Die kartografische Gestaltung ist jeweils unterschiedlich. In vielen Fällen werden herkömmliche Verfahren wie unterschiedlich abgestufte oder mit Symbolen versehene Karten innerhalb eines vertrautengeografischen Rahmens eingesetzt. Diese werden häufig mit Hilfe handelsüblicher Pakete geografischer Informationssysteme (GIS) hergestellt. Aber es gibt auch andere Beispiele, die den Begriff der ›Karte‹ erweitern, indem sie sich eines diagrammatischen Ansatzes bedienen und etwa die Topologie von Netzwerkverbindungen auf der Basis eines nicht-geografischen, abstrakten Koordinatenraums veranschaulichen. Einige der Karten sind interaktive Schnittstellen, die sich des Mediums der Karte bedienen, um den Benutzern einen neuartigen Zugang zu den Daten und deren Befragung zu ermöglichen. Einige Spielarten der hinsichtlich ihres Potentials außerordentlich effektiven und interessanten ›neuen Generation‹ von Infrastrukturkarten sind dynamischer Natur und werden bei jeder Anfrage eines Benutzers mit aktuellen Daten aus dem Internet erstellt.
einen leicht deutbaren Überblick über das System bieten und bei der Problemdiagnose und –lösung helfen. So sind etwas in den NOCs (Netzwerk-Operationszentren) großer ISPs (Internet Service Provider) nur einige wenige ausgereifte Operationen dafür verantwortlich, dass eine komplexe und geografisch verteilte Hardware-Infrastruktur reibungslos funktioniert; Karten spielen dabei eine entscheidende Rolle (siehe AT&T Display).[4] In einem Artikel der New York Times über die enorme Belastung der nordamerikanischen Telekommunikationssysteme unmittelbar nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hieß es hierzu: »Anhand von Computerkarten der Vereinigten Staaten können [die Operatoren] sofort erkennen, ob es bei Ferngesprächen zu überlastungsbedingten Verzögerungen kommt.« Allerdings werden die detaillierten, das Netzwerk überwachenden Karten und Instrumente, die von den Operatoren der NOCs benutzt werden, aus Sicherheitsgründen und Gründen der kommerziellen Vertraulichkeit nicht öffentlich zugänglich gemacht. Einige Internet-Netzwerke, vor allem diejenigen, die den Forschungs- und Bildungsgemeinschaften dienen,machen summarische Daten über die Netzwerk-Performance über Karten-Schnittstellen öffentlich zugänglich. Diese Schnittstellen werden umgangssprachlich als „Netzwerk-Wetterkarten“ bezeichnet. Diese Karten sind im Sinne der Öffentlichkeit agierende Instrumente der Informationsverbreitung und stellen den Netzkunden (in der Regel Universitäten und Forschungslabors) nützliche Informationen zur Verfügung, die vor allem die Identifizierung problematischer Stellen betreffen; darüber hinaus erfüllen sie eine Marketingfunktion (siehe nächster Abschnitt). Zwei Beispiele für Netzwerk-Wetterkarten – das AT&T display in den U.S.A. und das Skandinavien dienende NORDUnet werden häufig aktualisiert (die Abilene-Karte zum Beispiel im 5-Minuten-Takt) und ermöglichen den Benutzern so einen „flüchtigen Blick ins Innere“ der Netzwerk-Wolke. Beide Karten bieten eine Zusammenfassung der gesamten Netzwerkaktivität, wobei die Links über ihre Verkehrsströme farbig codiert sind; wichtig ist aber auch, dass sie eine interaktive visuelle Schnittstelle aufweisen, die es möglich macht, durch detailliertere Performance
-Statistiken zu browsen, die als Tabellen und statistische Schaubilder aufbereitet sind. Diese beiden Karten veranschaulichen auch die beiden wichtigsten kartografischen Archetypen, die bei der Darstellung von Computernetzwerken verwendet werden. Sie zeigen Verknüpfungen und Knotenpunkte entweder als logisches schematisches Diagramm oder auf geografischer Grundlage mit einem vertrauten Schema von Städten und Verwaltungsgrenzen. Diese Karten können häufig stark verallgemeinert sein, wobei etwa die Netzwerkarchitektur als gerade Linien wiedergegeben ist, auch wenn diese in topologischer Hinsicht zutreffend sind (wie bei herkömmlichen UBahnplänen). Eine nützliche, dem durchschnittlichen Internetnutzer zur Verfügung stehende Methode, die Netzwerk-Aktivität zu überwachen, ist das Tracerouting, welches das aktive ›Sondieren‹ des Echtzeit-Datarouting und der Datengeschwindigkeit erlaubt. Tracerouters sind einfache Dienstprogramme, die über den Weg informieren, welche Datenpakete im Internet nehmen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, sowie über die benötigte Zeitdauer, um alle Knoten auf diesem Weg zu durchlaufen. Diese Tracerouterswurden in erster Linie für Netzwerk-Ingenieure entworfen, um Streckenprobleme zu beheben, doch sie sind auch nützliche Instrumente für Forscher, die das Innere der Internet-Wolke scannen wollen. Sie legen die verborgene Komplexität der Datenströme offen, indem sie zeigen, wie viele Knoten daran beteiligt sind (häufig mehr als zwanzig), das nahtlose Überqueren von Ozeanen und nationalen Grenzen sowie die Mehrfachübertragungen durch Netzwerke, die miteinander konkurrierenden Unternehmen gehören und von diesen betrieben werden. Sie können aber auch zeigen, wie unlogisch manche Datenwege in geografischer Hinsicht sind, weil sie den billigsten Wegen folgen statt den kürzesten,[5] es genügt, sich hierfür ein typisches textbasiertes Output des fundamentalen Traceroute-Dienstprogamms anzusehen. Jede Linie im Output der Traceroute steht für einen einfachen ›Sprung‹, den die Daten durch das Internet nehmen. In diesem Fall benötigte der Datenweg dreißig Sprünge, um an sein Ziel zu gelangen. Jeder Sprung ist im Allgemeinen ein separater physischer Knotenpunkt, der dedizierte Verteiler- oder Router-Hardware umfasst. Die ungefähren Standorte dieser Routing
-Hardware lassen sich auch auf eine Karte übertragen, wodurch eine geografische Traceroute bereitgestellt wird (siehe das VisualRoute Dienstprogramm).
Meist liegt den Karten ein Muster der Geografie der realen Welt zugrunde, und ihr Erscheinungsbild weist mache Gemeinsamkeiten mit den Streckenkarten von Fluggesellschaften auf der Rückseite ihrer Kundenmagazine auf. Während diese Karten einerseits ein selektives Bild bieten, eine Widerspiegelung dessen, was das Unternehmen hervorheben möchte, ermöglichen sie es andererseits akademischen Forschern und Marktforschern, die Reichweite und Beschaffenheit des Netzwerks des jeweiligen Unternehmens zu prüfen, verschiedene Bereitstellungsarten in unterschiedlichen Maßstäben zu dokumentieren und, dies ist ein wichtiger Punkt, festzustellen, welche Veränderungen dabei im Lauf der Zeit stattgefunden haben. Dies lässt sich anhand einer Analyse der Infrastruktur von UUNet (das früher zu Worldcom gehörte) veranschaulichen. In den späten 1990er Jahren wurde kolportiert, das UUNet habe eine jährliche Wachstumsrate von 1000%. Eine Langzeituntersuchung ihrer Marketing-Maps in unterschiedlichen Maßstäben verschaffte den Forschern einen Einblick in die Strategie des Unternehmens, Infrastruktur-Dienstleistungenbereitzustellen, und ermöglichte es ihnen, die wahrscheinlichen Auswirkungen dieser Strategie auf Fragen wie die digitale Kluft, die urbane-regionale Umstrukturierung, lokale und regionale Wirtschaftsentwicklung usw. aufzuzeigen. Tatsächlich stellte sich heraus, dass die Wachstumsrate von 1000% völlig frei erfunden[8] und ein Teil des ›Dotcom‹-Hype der späten 1990er Jahre war, der zu einer signifikant überhöhten Investition in die Faseroptik-Infrastruktur führte.
Society) benutzt wurden. Zur Gliederung der Analyse habe ich die Auseinandersetzung in zwei miteinander verwandte Themen unterteilt. Das erste betrifft die Planung und Entwicklung der Infrastruktur, das zweite, die Regionalentwicklung, das Anwerben von Investitionen aus dem Ausland und die Überwachung von und Auseinandersetzung mit Ungleichheiten. Auf einer Ebene wurden Karten für die Planung, Entwicklung und Ausdehnung der Netzwerk-Infrastruktur in verschiedenen Maßstäben von individuellen Gebäuden bis zu globalen Netzwerken benutzt. Das Planen der optimalen Topologie für ein Kommunikationsnetzwerk, um geografisch verstreute Orte effektiv miteinander zu verbinden, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Karten helfen dabei, komplexe Netzwerk-Topologien und das Erscheinungsbild sowie die Funktionsweise neuer Konfigurationen zu visualisieren; man denke an die von Hand auf einem Zettel flüchtig entworfene Kartenskizze aus der frühen Planung von ARPANET[9] und die Glasfaservernetzung im Zentrum Philadelphias. Durch das Mappen von Unternehmen unter dem Gesichtspunkt des Kabelverlaufs kann die Stadt adäquateNetzwerkverbindungen bereitstellen und Erweiterungen planen, die dann hoffentlich neue Kunden anziehen. Im größeren Maßstab sind Länder mit einem Geflecht untereinander verbundener Netzwerke überzogen. Eine wichtige Funktion für ISPs besteht darin, den lokalen Verkehr an neutralen Peering Points leicht und effizient miteinander zu verbinden und auszutauschen, wie Beispiele von Karten auf nationaler Ebene zeigen, die die Internetinfrastruktur in der Republik Korea darstellen. Diese Karten sind wertvolle Politik- und Forschungsressourcen, die einen Zensus der wachsenden Komplexität der Links zwischen ISPs und ihrer Kapazität hervorbringen. Auf einer zweiten Ebene wurden Karten bei der strategischen Planung und Umsetzung der Regionalentwicklung sowie bei der Überwachung von und Auseinandersetzung mit Ungleichheiten, der sogenannten digitalen Kluft, zwischen verschiedenen Orten eingesetzt. Wie hinlänglich dokumentiert werden Städte immer mehr zu miteinander konkurrierenden Unternehmungen, die um Investitionen aus dem High-Tech Sektor kämpfen. Karten dienen daher als potentiell wichtige Instrumente, um potentielle Investoren aus dem
Ausland die hohe Kapazität der Internet-Infrastruktur vor Augen zu führen und die Wirtschaftsentwicklung zu fördern. Beispiele hierfür sind das »Bandwidth Bay Fiber Network Mapping« der Stadt San Diego sowie der »Georgia High-Speed Telecommunications Atlas«, die zugleich die sogenannte ›Wissensökonomie‹ dokumentieren[10] (siehe die Unterschiede im häuslichen Internetzugang in London). Eine ähnliche quantitative Bewertung und ein Mapping der geografischen Wettbewerbsmuster in der Wissensökonomie wurden auch auf nationaler Ebene durchgeführt. Mark Krymalowski hat Daten auf Landesebene analysiert und die geografische Verteilung von Registrierungen der Domäne ».de« in Deutschland grafisch aufbereitet.
Mit anderen Worten, es ist wahrscheinlicher, dass die Informationsökonomie schneller um bereits existierende IT Hubs wächst, als dass sie in neue, potentiell billigere Orte investiert. Fügt man solche Karten in einer zeitlichen Reihenfolge zusammen, bilden sie ein effektives Mittel, um Entwicklungen nachzuzeichnen und zukünftige Veränderungen vorherzusagen. Dies veranschaulicht unter anderem ein Projekt Larry Landwebers, undmehrere Organisationen sind seinem Beispiel gefolgt (z. B. »TeleGeography«). In der ersten Hälfte der 1990er Jahre hat sich das Internet über den ganzen Globus ausgebreitet, so dass am Ende des Jahrzehnts praktisch alle Nationen miteinander verbunden waren (auch wenn die Anzahl und Kapazität der einzelnen Verbindungen nach wie vor sehr unterschiedlich ist). Diese globale Verbreitung des Internet wurde von Landweber nachgezeichnet und in einer Reihe von Karten übersetzt, die für die Politik eine nützliche statistische Grundinformation über die Verbreitung der internationalen Netzwerkverknüpfungen bereitstellt.[11]
auf das gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Leben haben und, wie oben gezeigt, zu weit reichenden Veränderungen etwa im Bezug auf die urbane/regionale Umstrukturierung führen.[12] Der Prozess des Mappens wurde jedoch auch benutzt, um zwei andere Arten von Projekten zu begreifen, bei denen es darum geht, unser Verständnis dieser Veränderungen in Bezug auf die Infrastruktur zu vertiefen; die digitale Kluft und das Messen des Netzes. Wie oben angemerkt, enthüllen Karten auf visuellem Wege die Natur und das Ausmaß der digitalen Kluft in der Gesellschaft.[13] Matthew Zook hat den räumlichen Aspekt der Content, also Inhalte, produzierenden Industrien in den U.S.A. analysiert, in dem er die geografische Lokalisierung von Domänennamen in unterschiedlichem Umfang detailliert abgebildet hat. So wie postalische Anschriften im geografischen Raum einen ganz bestimmten Ort identifizieren, erfüllen die Namen von Domänen dieselbe Funktion für das Internet und ermöglichen es Benutzern, die Site zu besuchen. Wichtig dabei ist, dass die geografische Lokalisierung der Besitzer dieser Domänen sich über Registrierungsdatenbanken feststellen lässt, die übereine postalische Rechnungsanschrift verfügen; diese wiederum enthält Postleitzahlen, die sich mit Hilfe von Standard-GIS-Software und Kartendaten leicht auf bestimmte konkrete Orte übertragen lässt. Dieses Mapping führte Zook zu dem Schluss, dass »die Internetindustrie ungeachtet ihrer angeblichen Raumlosigkeit einen bemerkenswerten Hang zur räumlichen Ballung besitzt«.[14] Dieser Ansatz bietet einen wertvollen quantitativen Maßstab, um den Charakter der ökonomischen Internet-Aktivitäten zu analysieren, und zeigt, wo Verbindungen bestehen und, noch wichtiger, wo nicht. Ungeachtet der Rhetorik der Virtualisierung bleibt diese Assemblage in reale Orte eingebettet, und Karten können dabei helfen, die Schnittpunkte zwischen Cyberspace und geografischem Raum offen zu legen. Bei der akademischen Internetrecherche ist das Verständnis dieser Geografie wichtig, da die Kenntnis der physischen Lokalisierung virtueller Phänomene aufschlussreiche Einsichten bieten kann (etwa die, welcher territorialer Rechtsprechung sie unterliegen) und die Verbindung mit einer großen Zahl vorhandener sekundärer Daten ermöglicht (etwa sozioökonomische
Charakteristika aus statistischen Erhebungen). Wichtig ist das ›Wo‹ und ›Wie‹ der physischen Einbettung von Datennetzen und Informationsflüssen auch wegen ihrer ungleichmäßigen geografischen Verteilung und den sich hieraus ergebenden sozialen/räumlichen Implikationen in puncto Zugang und Ungleichheiten. Es handelt sich hier um ein im globalen Maßstab durchgeführtes Mapping der Netzwerk-Infrastruktur, das die Dichte des Kerns der Internet-Router mit der Bevölkerungsverteilung kontrastiert. Die Karten sind Dichtigkeitsoberflächen, bei denen das Land farbig codiert ist, das heißt, Gebiete mit hoher Dichtigkeit erscheinen auf der Karte dunkler. Unter Gestaltungsgesichtspunkten handelt es sich um gängige Kartografien, die sich eines geografischen Rahmens kontinentaler Konturen bedienen, um eindimensionale Daten zu zeigen. Diese Art Weltkarte ist den meisten Menschen vertraut und lässt sich mittels GIS-Software leicht herstellen; darüber hinaus fasst sie auf bündige Weise eine große Datenmenge zusammen. Und schließlich haben Akademiker und kommerzielle Forschungsteams Karten zur Präsentation von Messungen benutzt, die das Ausmaß und dieVerwendung der Internetinfrastruktur quantifizieren, um so zu einem besseren Verständnis ihrer Verteilung, Diffusion und Verwendung zu gelangen.[15] In einer »Arc Map« der Internet-Verkehrsströme zwischen fünfzig Nationen vom Februar 1993 bediente man sich der Farbe, Stärke und Höhe der Bögen zur Codierung der Verkehrsstatistik für bestimmte zwischenstaatliche Routen.[16] In der SeeNet3DAnwendung, mit der das Bild generiert wurde, besaß der Benutzer erhebliche interaktive Kontrollmöglichkeiten; so konnte er etwa die Höhe, Skalierung und Lichtdurchlässigkeit des Bogens variieren. Die Karte ließ sich auch rotieren und skalieren, so dass der Benutzer Gelegenheit hatte, sie aus jedem beliebigen Winkel zu betrachten. Die Karte zeigt, dass es in den frühen 1990er Jahren signifikanten Datenverkehr zwischen drei Gebieten in der Welt gab, nämlich zwischen Nordamerika und Europa, Europa und Australien/Asien und Australien/Asien und Nordamerika, wobei der meiste Verkehr den Atlantik überquerte. Allerdings zeigt die Karte nicht den gesamten Verkehr, da sie sich auf fünfzig Länder beschränkt. Sie bietet somit ein selektives Bild, das von den entwickelten Ländern dominiert wird, die 1993 die
wichtigsten mit dem Internet verbundenen Nationen waren. Das letzte Beispiel ist das Internet Mapping Procekt, das von Hal Burch und Bill Cheswick in der Lumeta Corporation durchgeführt wurde.[17] Ihr Projekt bildet die Topologie Tausender miteinander verbundener Internet-Netzwerke ab und bietet damit vielleicht den derzeit besten Überblick über den Kern des Internet in einem einzigen Schnappschuss. Sie bilden das Internet in einem abstrakten Raum ab (das heißt, sie bedienen sich eines Verräumlichungsprozesses), ignorieren also die tatsächliche Situierung der Knoten im physischen Raum. Die Datenerhebung erfolgt durch die tägliche Benutzung des sich selbst messenden Internet, wobei sie ausgehend von ihrer Basis in New Jersey die Wege zu einer Vielzahl von Endpunkten (in der Regel Web-Servern) verfolgen. Das räumliche Modell, das sich hieraus ergibt, veranschaulicht, wie sich Hunderte von Netzen miteinander verbinden und so den Kern des Internet bilden. Im gezeigten Beispiel wurden die Links gemäß ISP farbig codiert, um auf diese Weise hervorzuheben, wer die größten Abschnitte der Internet-Topologie ›besitzt‹. Die Daten diesesfortlaufenden Projekts werden archiviert und stehen auch anderen Forschern zur Verfügung. Auf Dauer, so hofft man, werden die Daten der Kontrolle des Wachstums und der Veränderungen in der Struktur des Internet dienen. Die aus dem Mapping des Internet gewonnenen Erfahrungen werden auch kommerziell genutzt; so verwendet man Netzwerk-Scanning- und Visualisierungstechniken, um die Struktur unternehmenseigener Intranets grafisch darzustellen, und Sicherheitslücken und unautorisierte Knoten zu identifizieren.
diversen Maßstäben zu verstehen. Schließen möchte ich dennoch mit einer Mahnung zur Vorsicht. Auch wenn das Internet-Mapping eine nützliche Strategie ist und viele der Karten in visueller Hinsicht beeindruckend und überzeugend sind, müssen sie aus verschiedenen Gründen mit großer Sorgfalt produziert, verwendet und gedeutet werden. Zwar lassen sich Karten heute wesentlich leichter herstellen, doch das Internet zu begreifen ist dennoch alles andere als ein Kinderspiel. Wie jede der neunzehn gewählten Analysemodi ist das Mapping-Potential praktischen äußeren Zwängen unterworfen, darunter der Zugänglichkeit von Daten und der Datenqualität sowie dem Wissensstand der Benutzer. Aber es gilt auch Fragen zu berücksichtigen, die mit der Ethik und Verantwortung der Forscher zu tun haben, welche Karten vom Internet produzieren. Die Prozesse der Auswahl, Verallgemeinerung und Klassifizierung von Daten sowie die zahlreichen Mapdesign-Entscheidungen bedeuten, dass man das subjektive Element bei der Kartenherstellung nie völlig ausschließen kann. Monmonier meint in diesem Zusammenhang: »[…] jede einzelne Karte ist nur eine von vielen kartografischenAnsichten einer Variable oder einer Menge von Daten. Da die statistische Karte sowohl eine rhetorische Vorrichtung als auch ein analytisches Instrument ist, gebietet es die Ethik, dass eine einzelne Karte nicht ein trügerisch-irriges oder nachlässig-unvollständiges Bild der Daten vermittelt. Forscher müssen sich ihre Daten sehr sorgfältig ansehen, mit verschiedenen Darstellungen experimentieren, sowohl die Erfordernisse der Analyse als auch die wahrscheinlichen Wahrnehmung der Leser abwägen und überdies in Erwägung ziehen, komplementäre Ansichten mit mehreren Karten zu präsentieren.«[18] Darüber hinaus lassen sich einige dieser neuen Abbildungen der Innenseite der Internetwolke auch als eine neue Form von Überwachung betrachten, die Verbindungen und Interaktionen enthüllen, die vormals in ungenutzten Protokolldateien und unverständlichen Datenbanken verborgen waren. Der Akt des Mappens selbst kann eine Form des Eindringens in die Privatsphäre sein. Wenn der Reiz des Internets gerade in seiner raumlosen Anonymität besteht, könnten sich die Benutzer dagegen wehren, dass er einer umfassenderen Überwachung ausgesetzt wird, selbst
wenn die Individuen nicht identifizierbar sind. In diesem Zusammenhang könnte es sich bei der öffentlichen Analyse durchaus um eine Verletzung der Privatsphäre handeln. In mancher Hinsicht dürften diese Karten, die Räume, die sie abbilden, dazu beitragen, das, was ihre Benutzer als halbprivate Räume betrachten, zu öffentlichen Räumen zu machen, so dass die Karten in der Tat den Charakter des Internet selbst verändern könnten. Es ist daher wichtig, sich darüber Gedanken zu machen, auf welche Weise und in welchem Ausmaß Karten der Internet-Wolke ›verantwortliche Artefakte‹ sind, die das, was sie darzustellen oder zu erweitern suchen, nicht zerstören. Zu guter Letzt sollte man sich aber auch darüber im Klaren sein, dass das Mapping auch ein kultureller Prozess des Schaffens und nicht nur des Enthüllens von Wissen ist. All den komplexen interaktiven Karten von Netzwerk- Infrastrukturen wohnt auch eine politische Seite inne, ganz genauso wie jede andere Form von kartografischem Text, und es gilt, sich ihrer ideologischen Botschaften bewusst sein.[19] Karten der Internet-Wolke können sich als sehr wertvoll erweisen, doch zugleich können sie niemalswertfrei sein. Es gibt nicht die eine Karte oder Technik, die sämtliche komplexen Aspekte der Internet-Wolke erfassen kann. Stattdessen gibt es eine Vielfalt unterschiedlicher Internetkarten, die sich auf unterschiedliche Komponenten der Infrastruktur konzentrieren. Doch vielleicht verringert sich unser Wissen auch, da der Umfang und die Komplexität der Infrastruktur wächst und Information über sie der Überwachung weniger zugänglich ist. Weil die Internet-Wolke immer größer und dichter wird, wird es auch immer schwieriger, die Details in ihrem Inneren zu erkennen.
Übersetzung aus dem Englischen: Nikolaus G. Schneider