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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathWüsten des Politischen
 
Spiral Jetty (Smithson, Robert), 1970
 
 
 

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Sandkiste (»ein offenes Grab«/»an open grave«) repräsentiert eine abwesende dystopische Wüste, die aller transzendentalen oder idealistischen Aspekte beraubt ist.

Smithson und Deleuze

Die letzte Einstellung des Films »Spiral Jetty« zeigt den Schneideraum mit den Sicht- und Schneidegeräten, den herabhängenden Filmstreifen und einem groß abgezogenen Foto der Mole im Hintergrund. Smithson schreibt, der rohe, unbeschnittene Filmstoff werde von den Cuttern Bob Fiore und Barbara Jarvis untersucht, als wären sie »Paläontologen« und »Neandertaler« zugleich. »Dieses archäozoische Medium versetzt einen in die ältesten uns bekannten geologischen Zeitalter.«[51] »Das visuelle Bild wird archäologisch, stratigraphisch und tektonisch«, schreibt Gilles Deleuze in »Das Zeit-Bild«.[52] Doch so sehr diese Formulierung an das gerade Gehörte anzuschließen scheint, sollten die theoretischen Projekte von Smithson und von Deleuze nicht verwechselt werden. Gerade weil sie einander sehr nahe stehen. Wenn Deleuze sagt, die »abgetrennten«

 

oder »leeren« Räume des modernen Kinos weisen eine geologische Schichtung auf, seien sedimentierte Bilder, dann streitet er zugleich ab, man wäre damit auf eine »Prähistorie« zurückverwiesen. Vielmehr geht es ihm um »verlassene Schichten unserer Zeit.«[53] Für Smithson sind Film und Fotografie eher diskursiv-materiale Transportmedien in ein Zeitalter futuristischer Höhlenmenschen. Mit ihnen lässt sich im besten Fall die Zeitlosigkeit, die Unendlichkeit und die Leere rekonstruieren (oder erst herstellen), die an den längst zum Bild gewordenen Stätten der Wildnis unerreichbar scheinen. Aber Smithson ist Realist genug, um zu wissen, dass die einzelne Filmarbeit dies nicht leisten kann. Weshalb ein Film wie »Spiral Jetty« auch funktioniert wie eine Übersetzung, eine Karte, eine Konstruktionszeichnung. Er arbeitet einer Fiktionalisierung zu, die anderswo stattfindet. Auch als Filmemacher ist Smithson immer wieder auf seine eigene wuchernde, desintegrierende, elliptische, auch wirre und manchmal verwirrende Theoriefiktion vom Kino der Höhlenmenschen oder der desert people zurückgeworfen. Dass Außenbezüge eingesetzt werden, um die Selbstgenügsamkeit dieser Fiktion abzusichern,

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