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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathDebord
 
 
 
 
 

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mit Hilfe der Wahlverwandtschaft des Kinos mit der wichtigen Strategie des Zitats und der Umdeutung, die als Zweckentfremdung bezeichnet wird. Tatsächlich geht das Herausgeber-Kollektiv der SI in einem programmatischen Essay so weit zu sagen, dass »das Kennzeichen der Bewegung und die Spuren ihrer Existenz und ihres Überlebenskampfes in der aktuellen kulturellen Realität zuallererst die Verwendung der Zweckentfremdung ist.« [19]

Es ist eben diese Fähigkeit zu einer visuell-akustischen Zweckentfremdung, in der die wichtigste Rechtfertigung des Kinos als einem Instrument der Aktivität der SI begründet liegt. Wie Debord und Gil J Wolman in ihrer Bedienungsanleitung zu dieser typischen Aktivität der SI bekräftigen, ist unter den verschiedenen Ausdrucksmitteln der Zweckentfremdung wie Poster, Schallplatten, Radiobeiträge und Comic-Strips keines besser geeignet als das Kino: »Im Rahmen des Films kann die Entwendung offensichtlich ihre größte Wirksamkeit erreichen – und ohne Zweifel ihre größte Schönheit für diejenigen, die sich mit dieser Sache beschäftigen.« [20] Eine solche Zweckentfremdung kann

 

verschiedene Formen annehmen. Auf der einen Seite können – in der doppelten Bewegung dieser »mächtigen kulturellen Waffe« – der Kontext und die Bedeutung sowohl der unscheinbarsten Phänomene (Zeitungsausschnitte, Anzeigen, alltägliche Phrasen) als auch herausragender Elemente (Zitate von Marx und Saint- Just oder eine Szene aus einem Film von Eisenstein) verschoben und entfremdet werden, bevor sie dann später wieder neu definiert und umgeformt werden mit Hilfe einer radikalen Nebeneinanderstellung.

Auf der anderen Seite können ganze Filme »zweckentfremdet« werden: Debord und Wolman schlagen zum Beispiel «Birth of a Nation» vor wegen dessen Kombination von formalen Innovationen, die in der Geschichte des Kinos beispiellos dastehen, mit einer rassistischen Handlung, die vollkommen unerträglich ist. Statt den Film zu zensieren, wäre es besser, so lautet ihr Vorschlag, den Film als Ganzes einer Zweckentfremdung zu unterwerfen, sogar ohne notwendigerweise den Filmschnitt zu ändern, indem man einen Soundtrack hinzufügt, der die Gräuel der imperialistischen Kriege und die Aktivitäten des Ku Klux

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