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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathDebord
 
 
 
 
 

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nämlich sein, dass hier nicht das Kino als solches das Thema ist, sondern vielmehr ein historisch spezifisches Konglomerat von filmischen Mitteln, eine bestimmte Art von Kino – klassisch, kommerziell, industrialisiert, erzählend usw. Debord drückt es so aus: »Es ist die Gesellschaft und nicht die Technologie, die das Kino zu dem gemacht hat, was es ist. Das Kino hätte eine historische Untersuchung sein können, oder Theorie, Essay, Erinnerungen.« [10] Dies lässt die Möglichkeit für eine alternative Form von filmischer Aktivität offen, die mit der Ökonomie des Spektakels inkompatibel ist. Die Möglichkeit eines nichtspektakulären, anti-spektakulären bzw. andersals- spektakulären Kinos ist die Vorbedingung für das, was man situationistisches Kino nennen kann.

3. Situationistische Internationale und künstlerische Avantgarde

Das Interesse am Kino von Seiten der SI muss man im Lichte der Bedeutung verstehen, die die künstlerische Avantgarde in ihrer Genealogie hat: eine wichtige Dimension dessen, was man das »situationistische Vorhaben« nennen könnte, beinhaltet die Produktion

 

von (Kunst)- Werken. Doch ausschlaggebend war, dass solche Werke kritische Kommentare in Bezug auf die aktuellen historischen Geschehnisse waren und ihre eigene Negation enthielten – das heißt sie sollten in gewisser Weise Anti-Werke sein. Raoul Vaneigem hat diese Haltung in einer Äußerung anlässlich der fünften SI-Konferenz, die im August 1961 in Göteborg (Schweden) stattfand, folgendermaßen ausgedrückt: »Es ist nicht eine Frage des Herausarbeitens eines Spektakels der Ablehnung, sondern einer Ablehnung des Spektakels. Damit ihre Herausarbeitung künstlerisch sein kann in dem neuen und authentischen Sinne, wie die SI ihn definiert, dürfen die Elemente der Zerstörung des Spektakels nicht länger Kunstwerke sein. Es gibt weder so etwas wie Situationismus oder ein situationistisches Kunstwerk noch gibt es, was das betrifft, einen Situationisten, der Spektakel erschafft.« [11] Tatsächlich stimmten die Teilnehmer der Konferenz daraufhin dem Vorschlag von Attila Kotányi zu, die Produkte einer solchen ästhetischen Aktivität von Seiten der SI »anti-situationistisch« zu nennen, unter der Voraussetzung, dass die wahren situationistischen

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