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8. Nachbemerkung: Debord und die Dispositive des Kinos

Debords Zurückziehung seiner Filme 1984 wirft natürlich die Frage auf, ob und warum sein Zorn über die Ermordung Lebovicis am besten durch ihre Entziehung – ihre Unzugänglichkeit in Frankreich – beantwortet würde. Vielleicht handelt es sich dabei bloß um praktische Erwägungen – indem Debord erkannte, dass sein eigener St. Germain Auteur- Palast (tatsächlich nichts weniger als das ultimative cinematische Dispositiv, eine Art Ciné- Bayreuth) ohne Lebovicis Unterstützung schließen müsste und ihn schlussendlich ohne einen Ort für die Präsentation seiner Filme lassen würde; anstatt also ihre Unzugänglichkeit durch banale materielle Bedingungen zuzulassen, hätte er die Initiative ergriffen und ihre öffentliche Zurückziehung von einer (bereits sehr eingeschränkten) öffentlichen Zirkulation zu einer ethischen Geste gemacht. Ungeachtet der Intention hatte dies sicherlich den Effekt, eine substanzielle Aura um diese Filme herum zu erzeugen: es gibt keinen besseren Weg, Filme mythisch aufzuladen, als sie

 

demonstrativ zurückzuhalten. Man könnte jedoch auch argumentieren, dass der Ausschluss der Möglichkeit, die Filme als phänomenale Ereignisse zu erleben, dazu beitrug, einen bestimmten auratischen Effekt zu schmälern, den sie zweifellos ausübten, als man sie noch sehen konnte. Da Debord ein paar Jahre zuvor die Drehbücher zusammen mit einer sehr spärlichen Anzahl von Bildern in einem 1978 herausgegebenen Band mit dem Titel »Oeuvres cinématographiques complètes, 1952–1978«, veröffentlicht hatte, war der Ausschluss ihrer spektakulären Dimension – der Filme als Zelluloid-Aufzeichnung polymorpher Zweckentfremdungen – ein Weg, um auf ihrem fundamental textuellen Status zu bestehen, wobei auch die zweifellos machtvolle akustische Aura von Debord beim Lesen seiner eigenen Worte im Voice-over eliminiert wurde. Dies waren einige Fragen, die mich beschäftigten, als ich in den späten 1980er Jahren begann, über Debords Filme zu arbeiten – und welche mich veranlassten, Debord auf dem Umweg über seinen Verleger zu schreiben, um herauszufinden, ob einem jungen amerikanischern Gelehrten erlaubt würde, die Filme zu sehen. Während ich seinen Bann

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