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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathBaldessari
 
 
 
 
 

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Jackson Pollock aus dem Konzept warf, als Hans Namuth ihn beim Malen filmen wollte. Namuth bat Pollock, auf eine Glasplatte zu malen, so dass er das Geschehen von unten her filmen konnte, von dort, wo die Farbe auf die Fläche auftraf. Dafür mußte Pollock so tun, als ob er ein Bild auf das Glas malte. »Als ob« hieß hier, etwas zu malen, das er nicht ausstellen wollte, und auf Glas statt auf Leinwand zu malen. Pollock geriet dadurch in eine persönliche Krise – tatsächlich hatte er aber zu einem früheren Zeitpunkt daran gedacht, auf Glas zu malen, um Malerei und Architektur miteinander zu verbinden. Daraus lässt sich schließen, dass nur die Kamera, der eingeschobene technische Apparat, das verfälschende Element sein konnte, für das er agierte und das seine Gesten zu einem Schauspiel, einem Spektakel machte. Vom objektiveren Standpunkt der Filmform her lässt sich schwer sagen, ob Namuths Ansatz naturalistisch oder anti-naturalistisch war. Baldessaris Kamera ist dagegen darauf spezialisiert, den Glamour auszulöschen. Da die minimalen Ereignisse in seinen Filmen sich in Echtzeit abspielen, ist dies ein Rezept für Langeweile: Langeweile mit einer Spur von Humor – eine klassische surrealistische Formel. Der Effekt ist jedoch

 

keineswegs surreal. Doch wenn der Betrachter zu der erforderlichen mentalen Anpassung bereit ist, das heißt bereit, von der alltäglichen Faktizität der gefilmten Objekte abzusehen, können auch diese Objekte sublim werden. Das ist aber genau das Problem, vor das die Kamera immer stellt: die erforderliche mentale Anpassung. In diesem Sinne wurde Pollock nicht nur von der Kamera ausgebeutet, umgekehrt beutete er sie auch aus. Life Magazine und Vogue brachten großformatige Fotoserien über sein Werk (einschließlich eines Mode-Features von Cecil Beaton). Sie halfen, zusammen mit seinem markanten Aussehen und seinem persönlichen Charisma, ihn zu nationalem Ruhm zu katapultieren. Schon 1946 bemerkte Mark Rothko: »Pollock ist ein eigenständiger, selbstbezüglicher Werbeartikel.« [4] Tatsächlich war nichts davon wahr, nicht einmal auf einer polemischen Ebene. Pollock war nicht unabhängig, sondern wurde von einem Mediensystem gekürt. Er war weniger der Werbende als vielmehr das Produkt. Baldessari kehrt dagegen die Verhältnisse um, indem er sich auf den Platz hinter der Kamera stellt. Nur im Scherz könnte er je von sich behaupten: »Ich bin Natur!« Und nie würde Ed Harris seine Lebensgeschichte verfilmen. Als

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