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Konsequenzen für die Funktion von Kunst hat Walter Benjamin in seinem kanonischen Text »Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit« als Verlust ihrer Aura beschrieben: Aus ihrem Zusammenhang, ihrem Hier und Jetzt entbunden verlieren die Kunstwerke ihre Einmaligkeit als Originale, und damit ihren Kultwert. In einem »imaginären Museum« [14] versammelt können Werke unterschiedlicher Herkunft und Epochen unter Absehung ihrer ursprünglichen Funktion und Einbindung in einen kulturellen Kontext als rein visuelle Daten (Oberflächen) verglichen werden. Ein solcher Vergleich machte eine Formanalyse erst möglich und begründete so Ende des 19. Jahrhunderts die stilgeschichtliche Kunstwissenschaft. Die fotografische ›Egalisierung‹ von Artefakten sprengt aber zugleich die Grenzen der disziplinären Kunstwissenschaft: Aby Warburg, der auf den Bildtafeln seines »Mnemosyne-Atlas« [15] fotografische Reproduktionen nach motivischen Kriterien anordnete, machte keinen Unterschied zwischen antikem Relief und zeitgenössischer Werbung und weist so bereits in Richtung einer umfassenderen Bildwissenschaft.
Die Verbindung von technischer Reproduzierbarkeit und arbeitsteiliger Produktionsweise macht das Foto im 19. Jahrhundert zu einer Massenware. Für das Foto als Ware wird die problemlose Kopierbarkeit zugleich zum Problem: Der juristische Streit um das Urheberrecht an Fotografien geht von der kommerziellen Fotografie aus, die sich vor der Weiterverwertung ihre Produkte – beispielsweise von Prominentenporträts und Stereokarten – schützen will. [16] Die Eigenschaft des Fotos als Kopie impliziert jedoch mehr, als die technische Reproduktion bereits vorhandener Bilder – sei es in Form der Abzüge vom Negativ oder des Abfotografierens von Bildvorlagen. So führt die Kunsttheoretikerin Rosalind Krauss im Zusammenhang mit Walter Benjamins Kunstwerkaufsatz aus, dass es sich bei der Fotografie »um ein Medium handelt, das direkt Kopien hervorbringt, ein Medium also, in dem die Vervielfältigungen ohne Original existieren«. [17] Auch das Negativ einer Naturansicht ist in diesem Verständnis bereits eine Kopie: eine Reproduktion des abgebildeten Motivs. [18] Die Sprengkraft dieser