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Themenicon: navigation pathFoto/Byteicon: navigation pathKontinuitäten und Differenzen
 
 
 
 
 

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begründete, wie oben ausgeführt wurde, ihre Glaubwürdigkeit als Zeugnis von etwas wirklich Dagewesenem. Auch das Wissen darum, das ein Foto erst durch seine Kontextualisierung eine Bedeutung erhält, hat diese Glaubwürdigkeit nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Heute beginnt sich die Rezeption von Fotografien umzukehren: Am Anfang steht nun der Zweifel an ihrem Realitätsversprechen. Das digital(isiert)e Foto ist ein ›dubitatives‹ Bild [56] : Seine Authentizität als direkte Aufnahme und die damit verbundene Beweiskraft kann nur noch durch eine externe Autorisierung hergestellt werden. [57] Eine Gesellschaft, deren Kommunikation sich primär auf digitale (Bild)Medien stützt, benötigt daher eine »gut begründete, strikt verabredete Medienpolitik« [58] – in dieser Schlussfolgerung sind sich die AnalytikerInnen des technologischen Wechsels von analoger zu digitaler Fotografie einig. Technologisch gesehen, gründet das ›Es-ist-so-gewesen‹ der analogen Fotografie auf der »Irreversibilität des belichteten Materials« [59] , das digitale Foto ist dagegen durch seine »immanente Veränderbarkeit« [60] gekennzeichnet: Die digitale Aufnahme ist grundsätzlich reversibel (sie kann sofort

 

wieder gelöscht werden), ihre Ausgabe als Bild nur eine der möglichen Manifestationen der in binärer Form gespeicherten Daten. [61]

Ein weiterer Faktor der ›Instabilität‹ digitaler Fotografien ist ihre Abhängigkeit von Hard- und Software. Ihre visuelle Erscheinungsform ändert sich mit dem Dateiformat, mit der Bildschirmkonfiguration, durch Komprimierung, Konvertierung etc. Das größte Problem erwächst jedoch aus der ständigen Weiterentwicklung der Computersysteme: Der Wechsel von einem System zum übernächsten kann Bilddaten unlesbar und damit unzugänglich machen. Es besteht also eine Kluft zwischen potentieller ›digitaler Ewigkeit‹ und tatsächlicher ›apparativer Vergänglichkeit‹ [62] , die nur durch eine kontinuierliche Aktivität überbrückt werden kann: Im Tempo der Computerindustrie müssen Datenbestände dem jeweils neuen Format angepasst werden, auf die jeweils neuen Speichermedien gebracht werden, bevor die alten nur noch eine Angelegenheit für die Medienarchäologie sind. [63] »Digitalisierungsprojekte«, so eine Expertin für Bilddatenbanken, »zwingen zu stetigem Reagieren und Agieren, denn Digitales ruht nicht, genauso wenig, wie

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