Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathPuppen-Körper
 
 
 
 
 

icon: previous page

Netzhammer, Tony Oursler, Cindy Sherman oder auch Judy Fox, Robert Gober, Mike Kelley, Kiki Smith.

Das Interesse an der Puppe ist jeweils unterschiedlich motiviert und muss in jedem einzelnen Fall auf die Traditionen und die Bezüge zu den aktuellen Debatten über Medialität und Wahrnehmung hin überprüft werden. Die Puppe wird nicht nur als Schauplatz von Fantasmen der Ganzheit und Zerstückelung gesehen, sondern auch als Figur, an der der Zusammenhang von Unbewusstem und (Automatismen der) Kreativität, das Verhältnis von Kunst und Politik und die Reflexion der surrealistischen Experimente mit Medieninszenierungen thematisiert werden können. Man kann die aktuelle Häufung des Puppenmotivs symptomatisch lesen, d.h. aus einer kulturwissenschaftlichen Analyse heraus als Hinweis auf Auseinandersetzungen mit zeitgenössischen Körperbildern verstehen, die zwischen Werbung, Schönheitschirurgie und Gentechnologie angesiedelt sind, und nicht zuletzt als Auseinandersetzung mit den neuen scheinbar körperlosen Kriegstechnologien und den in der westlichen Welt allenfalls über Fernsehbilder vermittelten neuen Kriegen in

 

Afghanistan und im Irak.

Die Wiederkehr des Verdrängten

Insofern repräsentiert die Auseinandersetzung mit der Puppe möglicherweise auch eine »Wiederkehr des Verdrängten« (Hal Foster) – eine Wiederkehr der verdrängten Traumata zweier Weltkriege und der Einsichten der Psychoanalyse der 20er Jahre in die zentrale Bedeutung des Wiederholungszwangs und des Todestriebs für die Subjektkonstitution. [11] Die Thesen des US-amerikanischen Kunstwissenschaftlers Hal Foster situieren den Surrealismus und seine künstlerischen Experimente historisch nach dem ersten Weltkrieg auch als Verarbeitungen der Begegnung mit Kriegsneurotikern und deren zwanghaften Wiederholungen der Schrecken des Krieges. Diese Begegnungen surrealistischer Künstler, z. B. diejenige Bretons 1916 als Assistent an der neuropsychiatrischen Klinik Saint-Dizier mit Kriegsneurotikern, ist nicht in die offizielle Geschichte des Surrealismus eingegangen. Sie ist gewissermaßen dessen verdrängte »Urszene« und geht – so Hal Foster – mit einer Verwerfung von Freuds Konzeptualisierung des Todestriebes einher. Letztere

icon: next page