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Diese Cyborg-Fetische zeigen ihre Nicht-Wunden, die Verschiebungen, Eingriffe und Zurichtungen, die gemacht werden, um sie als Fetische platzieren zu können und sie schlagen die Überschreitung der Geschlechtergrenzen als neue Möglichkeiten von Subjektivität vor. Auf die Auslöschung von Individualität und Geschlechtlichkeit folgt die Flexibilisierung postmoderner Identitäten. Diese erscheint als Fluidität der Geschlechter und Ethnien – ein Thema, das vor allem im Bereich der digitalen Fotografie, der Werbung und des Musikclips [7] Hochkonjunktur hatte.
Bekannt wurden etwa Ugo Rondinones wirkungsvolle Selbstinszenierungen als Frau in der Fotoserie »I don't live here anymore« (1995-2001). Als Grundlage nahm Rondinonoe Modefotografien perfekter Frauen und montierte überall sein Gesicht hinein. Das hat nicht nur zur Folge, dass ein weibliches Model ganz unzimperlich einen Bart trägt, sondern dass einem beim Betrachten der Serie auch immer wieder das ähnliche Gesicht aus ziemlich verschiedenen Körpern anguckte. Das nahtlose Gleiten von Körpern und Geschlechtern, wie es die digitale Fotografie ermöglicht, erscheint damit als etwas Ortloses,
Instabiles und Unheimliches. Dass der männliche Künstler die Instabilität (männlicher) Subjektivität durch sein Frau-Werden repräsentiert ist allerdings keine Erfindung der digitalen Medien. Es wurde nicht nur in der Fotografie der 1970er Jahre von Künstlern wie Urs Lüthi, Robert Gober oder Andy Warhol breit durchgespielt, sondern war auch ein Motiv, das bereits im 19. und Anfangs des 20. Jahrhunderts bei Literaten und Künstlern, wie etwa Marcel Duchamp, Fuß fasste. Diese medienübergreifende Tradition untermauert letztlich aber nur die These, dass Konfusionen von Subjektivität als Geschlechterkonfusionen und beim männlichen Künstler vor allem als Instabilwerden von Männlichkeit inszeniert werden. Das Frau-Werden oder Monsterwerden weist dabei, wie im Folgenden noch zu zeigen sein wird, bemerkenswerte Analogien auf.