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Alvin Lucier
»I Am Sitting in a Room«
für Stimme und Tonband
Benötigte technische Ausrüstung:
ein Mikrophon, zwei Tonbandgeräte, ein Verstärker und ein Lautsprecher.
Wählen Sie einen Raum, dessen musikalische Qualitäten Sie zur Entfaltung bringen möchten.
Schließen Sie das Mikrophon an den Eingang von Tonbandgerät I an.
Schließen Sie an den Ausgang von Tonbandgerät II den Verstärker und den Lautsprecher an.
Verwenden Sie folgenden Text oder irgendeinen anderen Text beliebiger Länge:
»Ich sitze hier in einem Raum, und es ist nicht der Raum, in dem Sie sich gerade befinden.
Ich nehme meine Sprechstimme auf Tonband auf und werde die Aufnahme immer wieder in den Raum zurückspielen, bis die Resonanzschwingungen des Raums sich selbst verstärken, so daß jede Sprachähnlichkeit, mit Ausnahme des Rhythmus vielleicht, ausgelöscht wird.
Was Sie dann noch hören, sind die natürlichen, durch die Sprache gegliederten Resonanzschwingungen des Raums.
Ich betrachte diese Aktivität weniger als Demonstration eines physikalischen Sachverhalts, sondern eher als ein Mittel, jede Art von Unregelmäßigkeit zu glätten, die meine Sprache aufweisen mag.«
Nehmen Sie Ihre Stimme mit dem an das Tonbandgerät I angeschlossenen Mikrophon auf.
Spulen Sie das Band zum Anfang zurück, legen Sie es in Tonbandgerät II ein, spielen Sie es über den Lautsprecher in den Raum zurück und nehmen Sie einen zweiten Durchlauf der anfangs aufgezeichneten Aussage mit dem an das Tonbandgerät I angeschlossenen Mikrophon auf.
Spulen Sie den zweiten Durchlauf zum Anfang zurück und kleben ihn an den ursprünglich aufgezeichneten Text auf Tonbandgerät II.
Spielen Sie lediglich den zweiten Durchlauf in den Raum zurück und nehmen Sie diesen dritten Durchlauf des anfangs aufgezeichneten Texts mit dem an Tonbandgerät I angeschlossenen Mikrophon auf.
Führen Sie in zahlreichen weiteren Durchgängen diesen Prozeß fort.
Klebt man alle Durchläufe in zeitlicher Reihenfolge aneinander, entsteht eine Tonbandkomposition, deren Dauer sich aus der Länge des ursprünglichen Texts und der Anzahl der aufgezeichneten Durchläufe ergibt.
Realisieren Sie Versionen, bei denen dieselbe Aufzeichnung einer Aussage durch viele verschiedene Räume geschickt wird.
Realisieren Sie Versionen mit einem oder mehreren Sprecher/innen verschiedener Sprachen in verschiedenen Räumen.
Realisieren Sie Versionen, in denen für jeden Durchlauf der Standort des Mikrophons im Raum oder in den Räumen verändert wird.
Realisieren Sie Versionen, die live aufgeführt werden können.
Quelle: Gisela Gronemeyer / Reinhard Oehlschägel (Hg.), Alvin Lucier. Reflexionen. Interviews, Notationen, Texte, Köln 1995, S. 322.